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Marihuana Wie die Legalisierung krebsassoziierte Schmerzen veränderte

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Aus einer Studie geht hervor, dass durch die Legalisierung von medizinischem Marihuana die Abgabe von Opioiden zur Behandlung krebsbedingter Schmerzen sinkt. Aus einer Studie geht hervor, dass durch die Legalisierung von medizinischem Marihuana die Abgabe von Opioiden zur Behandlung krebsbedingter Schmerzen sinkt. © Elroi – stock.adobe.com
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Durch die Legalisierung von medizinischem Marihuana sank die Abgabe von Opioiden zur Behandlung krebsbedingter Schmerzen um 5–20 %. Das geht aus einer amerikanischen Querschnittsstudie hervor. Möglicherweise könnte Marihuana in gewissem Maße als Ersatz für Opioide dienen.

In den vergangenen zehn Jahren wurde in vielen Ländern weltweit Marihuana für den medizinischen Gebrauch legalisiert. Damit steht es heute auch Krebspatient:innen als Option in der Schmerztherapie zur Verfügung. Eine amerikanische Forscher:innengruppe um Prof. Dr. Yuhua Bao, Weill Cornell Medicine, New York, ist jetzt der Frage nachgegangen, wie sich das auf Schmerz- und Opioid-bezogene Ereignisse­ ausgewirkt hat.

In einer Querschnittsstudie analysierten die Kolleg:innen die Daten aus den Jahren 2012 bis 2017 von Privatversicherten mit Wohnsitz in einem von 34 Staaten, in denen medizinisches Marihuana zum 1. Januar 2012 noch nicht lega­lisiert worden war. Die Auswertung erfolgte zwischen Dezember 2021 und August 2022. Eingeschlossen wurden Personen im Alter von ­18–64 Jahren, die innerhalb von sechs Monaten nach einer neuen Brust-, Darm- oder Lungenkrebsdiagnose eine Tumortherapie erhielten.

Folgende Endpunkte berücksichtigten die Forschenden in den ersten sechs Monaten nach der Diagnosestellung:

  • ≥ 1 Tag, an dem der Betroffene im Besitz von verschreibungspflichtigen Opioiden war („Opioid-Tage“), unabhängig von der kurz- oder langwirksamen Formulierung
  • ein oder mehrere Tage, an denen der Erkrankte langwirksame Opioide erhielt
  • die Gesamtzahl der Morphin-Milligramm-Äquivalente der an Patient:innen mit ≥ 1 Opioid-Tagen abgegebenen Opioide
  • ein oder mehr schmerzbedingte Besuche in der Notaufnahme oder Krankenhausaufenthalte („Krankenhaus-Ereignisse“)

Abgabe reduzierte sich um 5–20 Prozentpunkte

Die Analyse umfasste insgesamt 38.189 Frauen mit neu diagnostiziertem Brustkrebs, 12.816 Erkrankte mit Darmtumoren und 7.190 mit Lungenkrebs. Die Legalisierung von medizinischem Marihuana war in allen Gruppen mit einer relativen Verringerung der Opioid-Abgabe um 5–20 % verbunden. Die Rate von ein oder mehr Opioid-Tagen sank bei Personen mit

  • Brustkrebs von 90,1 % auf 84,4 %, 
  • kolorektalen Tumoren von 89,4 % auf 84,4 % und
  • Lungenkrebs von 33,8 % auf 27,2 %.

In der Gruppe der Betroffenen mit Lungentumoren, die kürzlich Opioide eingenommen hatten, war zudem die Legalisierung von medizinischem Marihuana zudem mit einer Verringerung der Rate von ≥ 1 schmerzbedingten Krankenhaus-Ereignissen von 19,3 % auf 13,0 % verbunden.

Das Fazit der Autor:innen: Die Ergebnisse legen nahe, dass medizinisches Marihuana in gewissem Maße als Ersatz für Opioide dienen könnte. In künftigen Studien müssten jedoch die Zusammenhänge und ihre Auswirkungen auf patient:innenbezogene Ergebnisse genauer untersucht werden. 

Quelle:
Bao Y et al. JAMA Oncol 2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.5623

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