
Gelenkschmerzen unter der Lupe Arthritis oder Arthrose? So läuft die Diagnose

Wenn alte Menschen Schmerzen in den Finger- oder Handgelenken haben, kann so einiges dahinterstecken. Kennt man jedoch die Gelenkmuster der typischen Differenzialdiagnosen, lässt sich die Ursache oft einkreisen, betonte Prof. Dr. Uta Kiltz, Rheumazentrum Ruhrgebiet, Ruhr-Universität Bochum.
Sind beispielsweise ausschließlich Fingerendgelenke betroffen, spricht dies für eine Psoriasisarthritis. Gleiches gilt für die Daktylitis, also den Befall der Gelenke eines Fingers im Strahl inklusive Weichteilschwellung zum „Wurstfinger“. Die Arthropathie bei Hämochromatose wiederum macht sich insbesondere an den Grundgelenken von Finger 2 bis 5 sowie am proximalen Handgelenk breit. Besonders wichtig ist die Unterscheidung zwischen Arthritis und Arthrose: Letztere entwickelt sich insbesondere an den Fingerend- und -mittelgelenken sowie an allen Gelenken des Daumens. Die rheumatoide Arthritis befällt dagegen so gut wie nie die Fingerendgelenke, dafür jedoch ihre Mittel- und Grundgelenke und am Daumen bevorzugt das Grundgelenk.
Um entzündliche Vorgänge zu erkennen, hilft normalerweise der Synovitis-Score in der MRT weiter. Im Alter macht dieser Parameter aber oft einen Strich durch die Rechnung: So nimmt der Synovitis-Score in der MRT ab dem 60. Lebensjahr an Variabilität zu und seine Spezifität für entzündliche Veränderungen an der Gelenkinnenhaut ab. Ähnlich unzuverlässig werden die Laborwerte zum Test auf rheumatische Erkrankungen: Ab dem 70. Lebensjahr haben immer mehr Menschen einen positiven Rheumafaktor – offenbar gehört seine Ausbildung zum normalen Altersprozess. Auch die antinukleären Antikörper helfen kaum weiter. Sie treten bei gesunden Menschen über 60 Jahren ebenfalls häufiger auf.
Für die Unterscheidung zwischen Arthrose und Arthritis erinnerte Prof. Kiltz an die typischen klinischen Befunde: Die Gelenkschwellung ist bei der Arthritis fluktuierend und weich, bei der Arthrose derb. Entzündete Gelenke sind oft gerötet und überwärmt, arthrotische eher nicht. Die Schmerzen bei Arthritis treten spontan, in Ruhe und nachts auf. Arthroseschmerzen sind dagegen eher belastungsabhängig und abends spürbar.
Schlussendlich ist in vielen Fällen das traditionelle Röntgenbild ein guter Berater. Polyarthrose, rheumatoide Arthritis und Chondrokalzinose lassen sich durch Lokalisation und Art des Befalls meist gut identifizieren.
Quelle: Kongressbericht – 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin