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Dickes Ding Bariatrische OP hilft, das Krebsrisiko zu senken

Autor: Josef Gulden

Sleeve, Roux-En-Y-, Mini-Bypass oder adjustierbares Magenband – in der Studie waren alle Formen eines bariatrischen Eingriffs erlaubt. Sleeve, Roux-En-Y-, Mini-Bypass oder adjustierbares Magenband – in der Studie waren alle Formen eines bariatrischen Eingriffs erlaubt. © iStock/art4stock
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Hohes Übergewicht zu reduzieren hat viele Vorteile: Unter anderem sinkt damit auch das Krebsrisiko. Zumindest scheint das für eine starke Gewichtsabnahme zu gelten, wie man sie am ehesten mit bariatrischen Operationen erreicht.

Die weltweit zu beobachtende Zunahme des Körpergewichts ist mit einem korrespondierenden Anstieg der Inzidenz von und Mortalität durch Krebs assoziiert – was Bemühungen zur Vermeidung und Kuration maligner Erkrankungen teilweise konterkariert. Ob eine Gewichtsreduktion das Risiko senken kann, ist sehr schwer zu untersuchen. 

Randomisierte Studien, in denen ein Teil der übergewichtigen Patient:innen ausreichend viel Gewicht verliert, um einen Effekt auf die Krebsinzidenz zu messen, wären extrem schwierig durchzuführen. Zum einen schaffen nicht viele Betroffene einen wirklich nennenswerten Abbau des Körpergewichts nur durch Änderung des Lebensstils, zum anderen hätten solche Studien mit langen Wartefristen von der Intervention bis zum Endpunkt – der Entwicklung einer Krebserkrankung – zu kämpfen.

Die bariatrische Chirurgie zählt zu den wirksamsten Maßnahmen zur Reduktion von starkem Übergewicht: Typischerweise können die Patient:innen in der Folge ihr Gewicht um 20–35 % vermindern, und das hält oft über viele Jahre an. Einige Beobachtungsstudien sprechen für einen positiven Effekt auf die Krebsinzidenz, aber viele Fragen dazu sind noch offen, etwa die zum krebsbedingten Mortalitätsrisiko. 

Rund 25 kg weniger durch den chirurgischen Eingriff

Ärzt:innen in den USA rekrutierten deshalb in ihre Kohortenstudie SPLENDID zum einen eine Gruppe von 5.053 Personen, die sich wegen eines BMI von ≥ 35 kg/m2 zwischen 2004 und 2017 einer bariatrischen OP unterzogen hatten. Sie wurden mit einer Kontrollgruppe von 25.265 ähnlich Übergewichtigen gematcht, die nicht-chirurgisch behandelt worden waren. An bariatrischen Eingriffen war alles erlaubt, bis hin zu einem Roux-en-Y-Bypass oder einer Sleeve-Gastrektomie.

Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum Auftreten einer von 13 verschiedenen mit Übergewicht assoziierten Tumorentitäten in Ösophagus, Nierenzellen, Brust, Magen, Darm, Rektum, Leber, Gallenblase, Pankreas, Ovarium, Uterus oder Schilddrüse sowie dem Multiplen Myelom. Als ein sekundärer Endpunkt wurde die krebsbedingte Mortalität untersucht. Die mediane Beobachtungszeit betrug 6,1 Jahre und die operierten Personen brachten zehn Jahre nach Einschluss im Mittel 24,8 kg oder 19,2 % weniger auf die Waage als die der Kontrolle.

Bei 96 der Patient:innen im Prüf- versus 780 im Kontrollarm wurde im Verlauf des Follow-ups eine mit Übergewicht assoziierte Tumorerkrankung diagnostiziert, entsprechend einer Inzidenzrate von 3,0 vs. 4,6 Ereignissen pro 1.000 Personenjahre. Die kumulative Inzidenz nach zehn Jahren lag bei 2,9 % vs. 4,9 % (HR 0,68; p = 0,002). Krebsbedingte Todesfälle traten im Chirurgiearm bei 21, im Kontrollarm bei 205 Teilnehmenden auf (0,6 Fälle vs. 1,2 Fälle pro 1.000 Personenjahre). Auch hier fiel die kumulative Inzidenz mit 0,8 % vs. 1,4 % vorteilhaft zugunsten der Chirurgie aus (HR 0,52; p = 0,01). Abnehmen lohnt sich für stark übergewichtige Menschen also auch im Hinblick auf ihr Krebsrisiko und die damit assoziierte Mortalität, schlussfolgern die Forschenden.

Quelle: Aminian A et al. J Am Med Ass 2022; DOI: 10.1001/jama.2022.9009