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Lungenkrebsscreening Beginn einer Diagnostikmühle oder sinnvolle Früherkennung?

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Zukünftige Screeningstudien sollten schon bei der Planung eine exakte Standardisierung für Zufallsbefunde beinhalten, schließen die Wissenschaftler. Zukünftige Screeningstudien sollten schon bei der Planung eine exakte Standardisierung für Zufallsbefunde beinhalten, schließen die Wissenschaftler. © Owen – stock.adobe.com
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Lungenkrebs-Screenings führen zu zahlreichen Zufallsbefunden, wie ein Beispiel aus den USA zeigt. Uneingeschränkt positiv scheint die jedoch nicht zu sein.

Anfang des Jahrtausends fand in den USA das National Lung Screening Trial statt. Die Teilnehmer waren 55 bis 74 Jahre alt und rauchten stark oder hatten es in der Vergangenheit getan. Bei ihnen erfolgte entweder eine Low-Dose-CT oder ein Thorax-Röntgen, um Bronchialkarzinome schon im Frühstadium zu entdecken. Nach der Ausgangsuntersuchung schlossen sich zwei Kontrollen im Abstand von jeweils zwölf Monaten an.

Allerdings entdeckten die auswertenden Radiologen nicht nur potenzielle Karzinome, sondern auch eine ganze Menge an Zufallsbefunden. Diese haben sich Prof. Dr. ­Ilana ­Gareen von der Brown University in Providence und Koautoren bei den mehr als 26.000 Teilnehmern aus dem CT-Arm genauer angeschaut.

Die Forscher suchten gezielt nach „Significant Incidental Findings“, die ihre Kollegen damals in den Berichten beschrieben hatten. Derartige Befunde waren bei gut einem Drittel der Untersuchten dokumentiert – wesentlich häufiger bei den Teilnehmern mit Bronchial­karzinomverdacht (44,7 %) als bei denjenigen ohne suspekte pulmonale Läsionen (9,9 %). Der größte Teil dieser unerwarteten Entdeckungen waren Emphyseme (43 %). Weit abgeschlagen folgten dahinter Verkalkungen der Koronarien (12,1 %) sowie unklare Raumforderungen außerhalb der Lunge (7,4 %), etwa in Nieren oder Nebennieren, Leber und Brustdrüsen.

Fast alle Zufallsergebnisse wurden dem überweisenden Arzt mitgeteilt, der dann vermutlich weitere Untersuchungen ansetzte. Das kann zwar einerseits positiv sein, wenn z.B. andere Malignome frühzeitig entdeckt und ggf. behandelt werden. Andererseits gibt es bisher keine Beweise dafür, dass diese Früh­erkennung tatsächlich die spezifische Sterblichkeit der Betroffenen senkt. Möglicherweise leben sie nur länger in dem Wissen, Krebs zu haben.

Zur Form der Beschreibung exis­tieren zwar Empfehlungen der Fachgesellschaften, aber nicht jeder Radio­loge hielt sich daran. Aussagen wie „Ultraschall der Niere empfohlen“ ohne weitere Angaben zur Indikation waren keine Ausnahme.

Standardisierter Umgang mit Zufallsbefunden gefordert

Zukünftige Screeningstudien sollten daher schon bei der Planung eine exakte Standardisierung für Zufallsbefunde beinhalten, schließen die Wissenschaftler. So ließen sich Nutzen und Risiko weiterer Abklärungen besser einschätzen.

Quelle: Gareen I et al. JAMA Intern Med 2023; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.1116