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COPD: Auch Nichtraucher haben ein dreifaches Risiko für Lungenkrebs

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Der Herd in der rechten Lunge entpuppte sich als Bronchialkarzinom. (Agenturfoto) Der Herd in der rechten Lunge entpuppte sich als Bronchialkarzinom. (Agenturfoto) © vanzittoo – stock.adobe.com
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Die COPD kann dem Bronchialkarzinom den Weg bahnen. Und das gilt – wenngleich in geringerem Maße – auch für Nichtraucher.

Patienten mit COPD haben ein erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Das ist belegt. Unklar war allerdings bislang, ob das nur für Raucher oder auch für Nichtraucher gilt. Der Grund: In bisherigen Studien zum Thema hatte man so wenige Nichtraucher eingeschlossen, dass für diese Gruppe keine eindeutigen Aussagen möglich waren. Eine neue, umfangreiche Studie aus Südkorea sorgt nun für etwas mehr Klarheit.

Analysiert wurden die Daten von insgesamt 338 548 Personen im Alter zwischen 40 und 84 Jahren, die mindestens einen Gesundheitscheck wahrgenommen hatten. Menschen, die zuvor bereits an Krebs erkrankt waren, blieben ausgeschlossen. Als Quelle nutzten die Forscher eine retrospektive Kohortenstudie, die auf einem repräsentativen Ausschnitt der koreanischen Bevölkerung aus den Jahren 2002 bis 2013 basierte.

Im medianen Beob­achtungszeitraum von sieben Jahren erkrankten 1834 der Studienteilnehmer an einem Bronchialkarzinom. Für 290 von ihnen war eine COPD dokumentiert. Im Vergleich zu Personen, die noch nie Zigaretten angerührt hatten und nicht an COPD erkrankt waren, wiesen Niemals-Raucher mit der Lungenkrankheit ein um den Faktor 2,67 erhöhtes Lungenkrebsrisiko auf. Wer früher mal geraucht hatte oder dies immer noch tat, aber von einer COPD verschont geblieben war, hatte ein um den Faktor 1,97 gesteigertes Risiko. Die größte Gefahr bestand für Jemals-Raucher mit COPD. Für sie war die Gefahr, ein Lungenkarzinom zu entwickeln, um den Faktor 6,19 erhöht.

Als Limitationen ihrer Auswertung nennen die Autoren, dass der Schweregrad der COPD nicht berücksichtigt werden konnte. Zudem lagen keine Informationen zu Expositionen gegenüber Schadstoffen vor, sei es in der Umwelt oder berufsbedingt, die das Risiko ebenfalls beeinflusst haben könnten.

Lungenkrebsscreening für COPD-Kranke erwägen?

Dennoch folgern die Forscher aus ihren Daten, dass COPD-Patienten unabhängig vom Raucherstatus verstärkt krebsgefährdet sind. Zukünftige Untersuchungen sollten daher klären, ob COPD-Kranke generell Kandidaten für ein Lungenkrebs-Screening sind.

Quelle: Park HY et al. Thorax 2020; DOI: 10.1136/thoraxjnl-2019-213732