Anzeige

Kraft- oder Ausdauertraining? Diabetiker in die Mucki-Bude schicken

Autor: Prof. Dr. Lutz Heinemann

Beide Forscherteams sind sich einig, dass Diabetespatienten öfter Krafttraining ans Herz gelegt werden sollte. (Agenturfoto) Beide Forscherteams sind sich einig, dass Diabetespatienten öfter Krafttraining ans Herz gelegt werden sollte. (Agenturfoto) © iStock/martin-dm
Anzeige

Zum Gestationdiabetes und Typ-2-Diabetes Management gehört zum Großteil auch mehr Bewegung. Aber kann der Patient Kraftsport anstelle von Ausdauerübungen machen und welche Vorteile hat das vielleicht sogar?

Seit Jahrzehnten gilt Ausdauertraining als Goldstandard beim nicht-medikamentösen Diabetesmanagement. Allerdings zeigen immer mehr Studien, dass der Arzt seinen Zuckerkranken Krafttraining empfehlen kann. Das unterstreicht auch eine aktuelle Metaanalyse von 20 Studien, berichten Anna Jansson und Kollegen von der University of Newcastle in Australien.

Darin verbesserten Typ-2-Diabetiker ihre Blutwerte mit beiden Sportarten deutlich gegenüber inaktiven Patienten, wobei sich beim Effekt auf das HbA1c kein Unterschied zwischen Ausdauer- und Krafttraining fand. Im Mittel konnten die Patienten mit Krafttraining ihr HbA1c um 0,39 Prozentpunkte gegenüber inaktiven Kontrollgruppen vermindern. Je besser die Muskelkraft wurde, desto stärker sank das HbA1c.

In einer chinesischen Studie an 200 Frauen mit Gestationsdiabetes zeigte sich, dass diese von einem mindestens sechswöchigen Krafttraining (dreimal pro Woche) profitieren. Der Effekt auf den Nüchternblutzuckerspiegel war ähnlich wie der des ebenfalls geprüften Ausdauertrainings. Für den nach zwei Stunden ermittelten postprandialen Blutzucker erzielte das Krafttraining sogar signifikant bessere Erfolge. Komplikationen vor oder während der Entbindung traten in keiner der beiden Sportgruppen auf. Es zeigte sich jedoch, dass das Krafttraining von den Schwangeren öfter durchgehalten wurde als das Ausdauertraining. Yaping Xie und Kollegen von der Fujian Medical University vermuten, dass die größere physische Belastung durch den Fötus bei Ausdauerübungen zu vermehrtem Unwohlsein führt und daher die Compliance geringer ist. Krafttraining kann dahingegen auch im Sitzen oder Liegen durchgeführt werden.

Ähnlich argumentieren die Experten um Anna Jansson. Zwar konnten sie in ihrer Metaanalyse die unterschiedlich dokumentierte Compliance für beide Sportarten nicht analysieren. In jedem Fall verlange Ausdauertraining aber vom Patienten, Übungen über einen längeren Zeitraum auszuführen. Dies sei eine Herausforderung für Menschen mit Adipositas und schmerzhaft für Gon- oder Koxarthrosepatienten.

Beide Forscherteams sind sich einig, dass Diabetespatienten öfter Krafttraining ans Herz gelegt werden sollte. Dies teilt auch die American Diabetes Association. Deren Experten empfehlen Menschen mit Typ-2-Diabetes, mindestens 150 min pro Woche in eine Mischung aus Kraft- und Ausdauertraining zu investieren, mit weniger als drei Tagen Pause dazwischen.

Quelle:
1. Jansson AK et al. BMJ Open Diab Res Care 2022; 10: e002595; DOI: 10.1136/bmjdrc-2021-002595
2. Xie Y et al. BMJ Open Diab Res Care 2022; 10: e002622; DOI: 10.1136/bmjdrc-2021-002622