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Einige Heilpflanzen könnten auch bei COVID-19 nützlich sein

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Einige pflanzliche Wirkstoffe können zur Linderung von Symptomen beitragen und das Immunsystem stimulieren. Einige pflanzliche Wirkstoffe können zur Linderung von Symptomen beitragen und das Immunsystem stimulieren. © iStock/KMNPhoto
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Extrakte aus grünem Tee, Pelargonienwurzel oder Echinacea werden bei Erkältung oder Grippe gerne unterstützend eingesetzt. Experten trauen ihnen positive Effekte auch bei leichten COVID-19-Verläufen zu. Die Anwendung der Substanzen könnte eventuell sogar die Ansteckungsgefahr verringern.

Zu welchen Mitteln kann man den Patienten, die ihr Immunsystem mit Phytotherapeutika gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 wappnen möchten, guten Gewissens raten? Eine erste Antwort darauf haben Dr. Rainer­ Stange­ und Professor Dr. Dr. Bernhard­ Uehleke­ von der Abteilung für Naturheilkunde der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Die Wissenschaftler geben nach eingehender Analyse der aktuellen Studienlage in ihrem Artikel vorläufige praktische Tipps zur Phytotherapie. Demnach haben einige der zur Vorbeugung und/oder Behandlung von Influenza und Erkältung (Common Cold) erforschten Heilpflanzen möglicherweise auch eine Wirkung bei SARS-CoV-2-Infektionen, schreiben sie. Phytotherapeutika könnten dazu beitragen, das Immunsystem zu stimulieren. Auch eine Symptomlinderung bei leichten Infekten ist denkbar. Die Autoren empfehlen, die Phytotherapie mit weiteren naturheilkundlichen Maßnahmen wie Bewegung und vitaminreiche Ernährung zu kombinieren, da sie von einem additiven Effekt ausgehen.

Grüntee

Ob in Kapselform oder als Flüssigkeit – Grüntee verbessert die Immunfunktion bei viralen Infektionen wie der Influenza. Diese Wirkung ist auf die darin enthaltenen Katechine zurückzuführen. Die regelmäßige Einnahme von Grünteeextrakt (1000 mg/d Katechine) wirkte sich in einer Studie sowohl günstig auf die Erkrankungsrate als auch auf die Dauer der Symptome aus. Gurgeln mit grünem Tee spült nicht nur die Schleimhäute, sondern hat – genau wie die Inhalation – einen immunstimulierenden Effekt. Zur Prophylaxe von Infektionen empfehlen die Autoren, vier- bis fünfmal täglich zu gurgeln. Damit genug Katechine im Tee enthalten sind, sollte die Ziehzeit mindestens drei bis fünf Minuten betragen.

Zistrose

Die Zistrose ist eine traditionelle Heilpflanze aus dem Mittelmeerraum, die als antivirale Wirkstoffe hochpolymere Polyphenole enthält und subjektiven Patientenberichten zufolge Erkältungssymptome lindert. Im Tiermodell zeigte sie gegen Influenzaviren Wirkung. Lutschbonbons mit Zistrosenextrakt könnten zur Stärkung der Rachenschleimhaut beitragen und damit ggf. die Wahrscheinlichkeit einer SARS-CoV-2-Infektion bei Kontakt mit dem Virus verringern.

Kapland-Pelargonie

Zu den gerne eingesetzten Phytotherapeutika mit antibakterieller und antiviraler Wirkung zählt auch der Wurzelextrakt der südafrikanischen Kapland-Pelargonie. Laut Studien zeigt er Aktivität gegen das Parainfluenza-Virus, Influenza-A-Stämme und das humane Coronavirus. Den Autoren zufolge könne die Einnahme des Phytobiotikums aus der in der Landessprache als Umckaloabo bezeichneten Wurzel im Off-Label-Use zur Symptomlinderung versucht werden – allerdings nur bei leichten Verläufen mit akuter Bronchitis.

Sonnenhut

In Europa sind vor allem Extrakte der Echinacea-Arten E. purpurea L. und E. angustifolia L. erhältlich, die als „Immunstimulans“ gut untersucht wurden. Über die unspezifische Anregung des Immunsystems könnten sie die Inzidenz und den Verlauf viraler Atemwegsinfekte leicht verringern. Es wäre denkbar, dass die Extrakte auch gegen SARS-CoV-2 sinnvoll eingesetzt werden können, schreiben die Autoren. Die Immunstimulation funktioniert jedoch vermutlich nur kurzfristig – über wenige Tage bzw. Wochen.

Quelle: Stange R, Uehleke B. Z Phytother 2020; 41: 160-164; DOI: 10.1055/a-1102-1740