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Ovarektomie Erhalt der Eierstöcke schützt vor geistigem Abbau

Autor: Dr. Judith Lorenz

Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Ovarektomie und dem kognitiven Abbau. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Ovarektomie und dem kognitiven Abbau. © iStock/blueshot
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Werden einer Frau vor den Wechseljahren beide Eierstöcke entfernt, kann dies beträchtliche Folgen für ihre geistige Fitness im Alter haben.

Frauen, die vor dem natürlichen Eintritt der Wechseljahre beide Eierstöcke entfernt bekommen, leiden Jahrzehnte später überproportional häufig an kognitiven Einschränkungen und schneiden deutlich schlechter bei neuropsychologischen Tests ab. Zu diesem Ergebnis kommen Professor Dr. Walter Rocca von der Mayo Clinic in Rochester und Kollegen. Ausgewertet wurden die Daten von 2.732 Frauen, die im Rahmen der Teilnahme an der „Mayo Clinic Stud­y of Aging“ im Alter zwischen 50 und 89 Jahren umfangreiche kognitive Tests absolviert hatten. Bei 283 Frauen wurden leichte Defizite diagnostiziert, die jedoch noch nicht die Kriterien einer Demenz erfüllten. Die übrigen 2.449 Frauen waren geistig unbeeinträchtigt.

Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Ovarektomie und dem kognitiven Abbau: Frauen mit bilateraler Eierstockentfernung vor der Menopause bzw. vor Erreichen des 46. Lebensjahrs hatten – im Vergleich zu Frauen ohne diesen Eingriff – ein doppelt so hohes Risiko für leichte geis­tige Beeinträchtigungen rund 30 Jahre später. Die Risikozunahme war dabei unabhängig von einer etwaigen zwischenzeitlichen Östrogen­substitution. Zusätzlich fielen die frühzeitig ovarektomierten Frauen durch unterdurchschnittliche neuropsychologische Fähigkeiten auf, insbesondere in den Domänen Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen. Auch schnitten Betroffene bei einem kognitiven Screeningtest schlechter ab.

Welche biologischen Mechanismen zugrunde liegen, ist noch unklar. Als mögliche Auslöser für den beschleunigten Hirnalterungsprozess kommen die abrupten endokrinen Veränderungen infolge der Ovarektomie, aber auch genetische und/oder Lebensstil-bedingte Faktoren (z.B. Rauchen, Adipositas) infrage. Angesichts dieser Ergebnisse warnen Dr. Marios Georgakis vom Massachusetts General Hospital in Boston und Professor Dr. Eleni Petridou von der Universität Athen davor, Frauen ohne absolute Indikation unreflektiert eine bilaterale Ovarektomie zu empfehlen.

Quellen:
1. Rocca WA et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2131448; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.31448
2. Georgakis MK et al. JAMA Netw Open 2021; 4: e2133016; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.33016