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Frühes Lungenkarzinom eher operieren als bestrahlen

Autor: Maria Weiß

Die Bestrahlung ist durchaus eine Alternative im frühen Stadium, aber mit der Operation und der damit verbundenen Lob- und Lymphonodektomie geht man auf Nummer sicher. Die Bestrahlung ist durchaus eine Alternative im frühen Stadium, aber mit der Operation und der damit verbundenen Lob- und Lymphonodektomie geht man auf Nummer sicher. © appledesign – stock.adobe.com
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Bei Patienten mit einem sehr frühen Stadium eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) kann die stereotaktische Körperbestrahlung eine Alternative zur Lobektomie sein. Anders als bei der Operation können die Lymphknoten dabei aber nicht untersucht werden.

Die Standardbehandlung bei frühen NSCLC*-Stadien (Stadium 1 oder 2) ist die kurative Operation. Da ein möglicher Lymphknotenbefall von hoher prognostischer und therapeutischer Bedeutung ist, hat die intraoperative Untersuchung der Lymphknoten (Lymphonodektomie) einen hohen Stellenwert. Wird darauf verzichtet oder werden zu wenig Lymphknoten untersucht, kann das zu einem Unterschätzen der Situation („Understaging“) und zu unerwartet ungünstigen Verläufen führen, schreiben Dr. Alexander Chi von der Abteilung für Onkologie der Marshfield Klinik in Marshfield, USA, und Kollegen.

Die ablative stereotaktische Bestrahlung des Primärtumors (SBRT) kann für Patienten in den frühen Stadien eine Alternative darstellen. Vergleichsstudien zur Operation haben hier aber widersprüchliche Resultate gezeigt, was auch am unterschiedlichen Ausmaß der Lymphonodektomie gelegen haben kann.

Insgesamt schneidet die OP besser ab

Jetzt wurden beide Verfahren erneut in einer großen Kohortenstudie auf Grundlage der National Cancer Database verglichen. Eingeschlossen wurden 104 709 Patienten mit frühen Stadien eines NSCLC, von denen 91 303 in kurativer Intention operiert wurden und 13 379 eine stereotaktische Bestrahlung erhielten. Bei den operierten Patienten wurde am häufigsten eine Lobektomie durchgeführt (n = 72 488), gefolgt von Keilresektionen (n = 13 377), Segmentektomien (n = 3146) und Pneumon­ektomien (n = 2359).

Insgesamt war die Operation bei frühen Krankheitsstadien im Vergleich zur stereotaktischen Bestrahlung mit einem längeren Langzeit-Überleben assoziiert. Die reduzierte Mortalität zeigte sich insbesondere bei der Lobektomie und bei Durchführung einer Lymphonodektomie – vor allem wenn dabei mehr als zehn Lymphknoten untersucht wurden. In einigen Subgruppen war keine Überlegenheit der Operation im Vergleich zur Bestrahlung nachweisbar:

  • Pneumonektomien bei über 80-Jährigen,
  • Pneumonektomien ohne Lymphonodektomie (oder mit mehr als 15 untersuchten Lymphknoten) bei Patienten, die jünger als 80 Jahre waren,
  • weniger ausgedehnte Operationen ohne Lymphonodektomie bei über 80-Jährigen Patienten mit Karzinomen im Stadium T2 oder T3,
  • operable Patienten über 75 Jahre mit T1-Tumoren und Charlson Comorbidity Index Score von 0, die sich gegen eine Operation entschieden.

* non small cell lung carcinoma

Quelle: Chi A et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e1915724; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.15724