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Gemüse für wunde Füße: Ohne die richtige Ernährung verzögert sich die Heilung

Autor: Dr. Susanne Gallus

Patienten sollten unbedingt auf eine ausgewogene Ernährung und einen normalen BMI achten. Patienten sollten unbedingt auf eine ausgewogene Ernährung und einen normalen BMI achten. © iStock/Lisovskaya
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Die Wundheilung ist störanfällig. Einfluss nimmt unter anderem die Nährstoffzufuhr, denn für den korrekten Ablauf braucht der Körper Proteine, Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente. 

Eine Wunde heilt im Normalfall immer nach dem gleichen Schema ab: inflammatorische Phase (Exsudation), Granulation, Epithelisierung und Vernarbung. Kommt es bei einem dieser Abläufe zu einer Störung, verzögert das den Prozess und schlimmstenfalls entwickelt sich eine chronische Wunde.

Vitamin C wird während der gesamten Wundheilung benötigt, z.B. für die Kollagenbiosynthese. Zink braucht das Immunsystem für seine Arbeit, außerdem dient es verschiedenen Proteasen und Polymerasen als Kofaktor. Kupfer kommt in der Proliferations- und Remodelingphase ins Spiel, schreiben Privatdozentin Dr. Regina Renner und Privatdozentin Dr. Cornelia Erfurt-Berge von der Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen.

Proteinmangel vergrößert die Wundfläche

Folsäure ist genauso wie Vitamin D Mangelware im Durchschnittsdeutschen, doch beide stehen ebenfalls in direkter Verbindung mit einer verbesserten Wundheilung. Für venöse Ulzera zeigten Studien, dass sich durch eine Vitamin-D-Substitution signifikant die Wundgröße verringern lässt. Zudem hängt ein Folsäuremangel mit einem erhöhten Thromboserisiko zusammen. Ein Proteindefizit geht mit größeren Wundflächen und vermehrten Komplikationen einer.

Bisher haben nur wenige Studien die einzelnen Effekte von Nahrungsergänzungsmitteln direkt untersucht. Daher bleibt die Evidenz generell unbefriedigend, schreiben die Autorinnen. Dennoch sollten Patienten – insbesondere die älteren – unbedingt auf eine ausgewogene Ernährung und einen normalen BMI achten. Denn sowohl Unter- als auch Übergewicht wirken sich nachteilig auf die Wundheilung aus.

Viele Adipöse sind qualitativ mangelernährt. Während der Wundheilung kann dann durch abnehmende körperliche Aktivität und reduzierte Proteinzufuhr bzw. den erhöhten Verbrauch bei der Heilung Muskelmasse verschwinden, was eine Sarkopenie begünstigt. In einigen Konstellationen, wenn sich beispielsweise Mangelerscheinungen abzeichnen, spricht nach Ansicht der Expertinnen nichts dagegen, mit den entsprechenden Supplementen gegenzusteuern.

Eine rein vegetarische Ernährung gefährdet per se die Wundheilung nicht. Man sollte auf Anzeichen eines Vitamin-D-, Kalzium-, Eisen-, Vitamin-B12- und Zinkmangels achten, der die Heilung behindern kann.

Menschen mit Diabetes leiden oft unter Fußulzerationen. Ihnen kann es helfen, Omega-3 und Vitamin D zu substituieren. Insbesondere bei begleitender PAVK lässt sich über Arginin, Glutamin und b-Hydroxy-b-Methylbuttersäure ein zusätzlicher protektiver Effekt erzielen.

Ein ganz anderes Problem haben dialysepflichtige Patienten, denn bei ihnen werden die wasserlöslichen B-Vitamine sowie Zink, Eisen und Selen durch die Hämodialyse ausgewaschen. Zusätzlich verlieren sie Eiweiße. Da die eingeschränkte Nierenfunktion ohnehin das Risiko für Hyperphosphatämie, erhöhtes Kalzium-Phosphat-Produkt, Hypokalzämie, sekundären Hyperparathyreoidismus und Vitamin-D-Mangel erhöht, sind bei den Kranken Ulzerationen und Wundheilungsstörungen im Rahmen einer Kalziphylaxie nicht ungewöhnlich.

Wie eine Studie gezeigt hat, steht auch der Dekubitus mit einer Mangelernährung in Verbindung. Daher raten die Autorinnen, bei Risikopatienten die Proteinzufuhr zu prüfen und ggfs. zu substituieren.

Quelle: Renner R, Erfurt-Berge C. Akt Dermatol 2020; 46: 260-264; DOI: 10.1055/a-0975-6778