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Leichte Coronainfektion Holprige Rückkehr zur Normalität

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Die Ergebnisse unterstreichen die elementare Bedeutung von Präventionsmaßnahmen. Die Ergebnisse unterstreichen die elementare Bedeutung von Präventionsmaßnahmen. © iStock/BlackJack3D
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Auch glimpfliche Verläufe von COVID-19 können auf lange Sicht pulmonale, kardiovaskuläre oder renale Schäden hinterlassen.

Patienten, die eine schwere Coronainfektion durchgemacht haben, leiden oft noch lange nach ihrer Entlassung an Beschwerden. Wie es sich in leichteren Fällen verhält, die oftmals gar nicht stationär behandelt wurden, wollten nun Dr. Elina Petersen vom Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg und ihre Kollegen wissen.

Genesen und doch nicht wirklich gesund

Die Forscher werteten die Daten von 443 ehemals leicht oder mäßig Erkrankten sowie 1.328 gesund gebliebenen Kontrollpersonen aus (Gruppen 1 und 2). Aufgrund umfangreicher klinischer Untersuchungen etwa neun Monate nach den initialen positiven Coronatests kamen sie zu dem Schluss, dass in Gruppe 1 gesundheitlich längst nicht wieder alles beim Alten war.

Erwartungsgemäß offenbarte die Bodyplethysmographie pulmonale Nachwirkungen: So brachten es Teilnehmer in Gruppe 1 auf ein etwas geringeres Gesamtlungenvolumen als die Gesunden, zudem war der spezifische Atemwegswiderstand bei ihnen leicht erhöht.

Im Herzecho zeigte sich eine geringfügig verminderte Ejektionsfraktion – sowohl des linken als auch des rechten Ventrikels. Dazu kamen erhöhte Biomarkerwerte (high-sensitivity Troponin I und NT-pro-BNP*). Das Kardio-MRT erschien hingegen weitgehend normal.

Besonders auffällig waren sonographisch nicht komprimierbare Femoralvenen, wie man sie bei tiefen Venenthrombosen sieht. Sie fanden sich in Gruppe 1 fast doppelt so häufig wie bei den Kontrollen. Die Gerinnungsparameter waren dagegen im Normalbereich. Die Forscher vermuten daher, dass es sich um Folgen von Thrombosen aus der Anfangsphase der Erkrankung handelt.

Auch die Nieren erwiesen sich als angeschlagen: Die glomeruläre Filtrationsrate war in Gruppe 1 leicht verringert.

Keinerlei Einbußen bei Kognition und Lebensqualität

Keine Unterschiede gab es hinsichtlich zerebraler MRT-Befunde. Bei den ehemals Kranken war sogar die Hirnrinde etwas dicker. Dazu passte es, dass kognitive Einschränkungen nicht zu beklagen waren. Auch die Angaben zur Lebensqualität (inkl. Depression und Angststörungen) unterschieden sich nicht.

Die Ergebnisse unterstreichen die elementare Bedeutung von Präventionsmaßnahmen (AHA+L, Impfung), betonen die Autoren. Denn auch nach milden Verläufen mit nur leichtem Husten und Gliederschmerzen sei mit funktionellen Beeinträchtigungen zu rechnen. Eine standardisierte Nachsorge der Genesenen sei deshalb ratsam.

* N-terminal pro-B-type natriuretic peptide

Quelle: Petersen EL et al. Eur Heart J 2021; DOI: 10.1093/eurheartj//ehab914