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Hypertonie als Risikofaktor für zerebrale Läsionen und Demenz

Autor: Elisa Sophia Breuer

Das Gehirn kann dem Druck einfach nicht mehr standhalten. Das Gehirn kann dem Druck einfach nicht mehr standhalten. © iStock/Shidlovski
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Eine Hypertonie schädigt auf Dauer das Gehirn. Aber auch unter einem niedrigen Blutdruck im Alter leidet das Organ.

Bluthochdruck fördert Läsionen der weißen Substanz und reduziert das Hirnvolumen. Beides gilt als Risikofaktor für Demenz. Ein Zieldruck von 120 statt 140 mmHg sorgt bei hypertonen Patienten dafür, dass die Substantia alba im Alter weniger Schaden nimmt, berichtet ein Team um Assistenzprofessor Dr. Ilya­ M. Nasrallah­, Department of Radiology, University of Pennsylvania.

Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer ohne Diabetes oder Apoplex in der Vorgeschichte mindestens 50 Jahre alt. Die 449 Probanden erhielten entweder eine antihypertensive Therapie mit dem Ziel 120 oder 140 mm Hg. Im Abstand von vier Jahren erstellten die Wissenschaftler regelmäßig MRT-Aufnahmen des Gehirns. Das durchschnittliche Volumen der geschädigten weißen Substanz nahm bei einer Senkung auf 120 mm Hg um 0,92 cm3 zu. Mit der Standardtherapie (140 mmHg) vergrößerte sich das Volumen um zusätzliche 0,54 cm3 (+1,45 cm3). Allerdings reduzierte die aggressivere Senkung das Gesamt-Hirnvolumen mehr, wenn auch nur geringfügig (3,7 cm3). Der Unterschied zeigte sich aber nur bei Männern.

Dass Hypertonie dem Gehirn im Alter zusetzt, bestätigen Professor Dr. Keenan­ A.­ Walker­, Department of Neurology, Johns Hopkins University School of Medicine, Baltimore, und Kollegen in ihrer Studie, die bisher 24 Beobachtungsjahre umfasst. Von 4761 Teilnehmern entwickelten innerhalb von etwa 15 Jahren 17 % milde kognitive Einschränkungen und 11 % eine Demenz. Verglichen mit Normotonen war nach Berücksichtigung der Störfaktoren eine Hypertonie, die seit dem mittleren Alter bestand, später mit einem um 49 % erhöhten Demenzrisiko verbunden.

Hypotonie führt wohl zur Unterversorgung des Gehirns

Noch düsterer sah es für Senioren aus, die im Alter in eine Hypotonie abrutschten (Risikoerhöhung um 62 %). Dabei spielte es keine Rolle, ob man die Hypotonie absolut oder als relative Abnahme um ≥ 25 % definierte. Besonders deutlich war der Zusammenhang bei Demenzpatienten unter 74 Jahren.

Die Autoren vermuten, dass die frühe Hypertonie einerseits über Schäden der weißen Substanz zum Demenzrisiko beiträgt. Andererseits nimmt vielleicht durch sie auch die Autoregulation des Gehirns Schaden. Bei einem Blutdruckabfall (Hypotonie) könnte das Gehirn die Blutversorgung nicht mehr konstant halten, was zu pathogenetischen Veränderungen führt.

1. Nasrallah IM et al. JAMA 2019; 322: 524-534; DOI: 10.1001/jama.2019.10551
2. Walker KA et al. A.a.O.: 535-545; DOI: 10.1001/jama.2019.10575