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Spurensuche in der MRT Was Vorhofflimmern im Gehirn anrichtet

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Schaut man genau hin, werden mittels MRT bestimmte Besonderheiten im Gehirn sichtbar, die als Marker verwendet werden können. Schaut man genau hin, werden mittels MRT bestimmte Besonderheiten im Gehirn sichtbar, die als Marker verwendet werden können. © Feodora – stock.adobe.com
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Bei Patienten mit Vorhofflimmern lassen sich mittels MRT mehr als die Folgen symptomatischer Schlaganfälle im Gehirn erkennen.

Vorhofflimmern ist assoziiert mit Schlaganfall, Demenz und erhöhter Mortalität. Ob dies allein durch kardiogene Embolien erklärt werden kann, weiß man nicht. Auch systemische Inflammation und zerebrale Hypoperfusion durch verminderte kardiale Auswurfleistung oder Veränderungen der kleinen Gefäße könnten eine Rolle spielen.

In der Magnetresonanztomographie gehen solche Gefäßveränderungen mit Hyperintensitäten der weißen Substanz, Lakunen oder zerebralen Mikroblutungen einher und lassen sich vor allem im hohen Alter und bei bestehenden vaskulären Risikofaktoren wie Hypertonie, Rauchen und Diabetes nachweisen. Mikroblutungen in lobären Regionen scheinen insbesondere mit einer Amyloid-Angiopathie und solche in infratentoriellen und tiefen Hirnregionen mit Atherosklerose und Hypertonie zu tun zu haben.

Größere Infarktareale und mehr Lakunen

Ob bei Patienten mit Vorhofflimmern über die Folgen symptomatischer Schlaganfälle hinaus sichtbare MRT-Veränderungen auftreten, hat eine schwedische Arbeitsgruppe um Dr. Lina Rydén vom Centre for Ageing and Health der Universität Göteborg in einem ausgewählten Kollektiv der Göteborger H70-Geburtskohorte untersucht. Von den 776 in die Studie eingeschlossenen Personen hatten 65 (8,4 %) laut Eigenauskunft, EKG oder Registerdaten ein Vorhofflimmern. Dieses war assoziiert mit einer 4,5-fach erhöhten Häufigkeit symptomatischer Schlaganfälle.

Größere Infarktareale fanden sich bei den Flimmerpatienten in der MRT 5-fach häufiger als bei Personen ohne Vorhofflimmern. Die Häufigkeit von Lakunen war 2,7-fach, die von stummen Hirninfarkten 3,5-fach erhöht. Auch nach Ausschluss der dementen Studienteilnehmer aus der Analyse änderte sich an diesen Zusammenhängen nichts.

Befunde zur Personalisierung der Antikoagulation nutzen

Unter den Patienten mit symptomatischem Schlaganfall hatten diejenigen mit Vorhofflimmern ein größeres Volumen an Hyper­intensitäten der weißen Substanz als die Teilnehmer ohne Vorhofflimmern. Diese Assoziation wurde bei Patienten ohne symptomatischen Schlaganfall nicht festgestellt. Außerdem wurden bei Vorhofflimmern häufiger zerebrale Mikroblutungen im Frontallappen beobachtet.

Womöglich können diese zerebrovaskulären MRT-Marker in künftigen Therapieleitlinien dazu dienen, die Behandlung mit Antikoagulanzien besser zu personalisieren. Vielleicht lassen sich dadurch auch pathogenetische Prozesse aufklären, die den Assoziationen mit zerebrovaskulären Erkrankungen und Demenz zugrunde liegen, schreiben die Autoren. Dies alles müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Quelle: Rydén L et al. Neurology 2021; 97: e1608-e1619; DOI: 10.1212/WNL.0000000000012675