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Instabiler Glukoselangzeitverlauf als Risiko für Herzinsuffizienz

Autor: Dr. Judith Lorenz

Deutliche Schwankungen der glykämischen Kontrolle setzen das Herz offenbar unter Stress. Deutliche Schwankungen der glykämischen Kontrolle setzen das Herz offenbar unter Stress. © iStock/Gearstd
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Menschen mit Typ-2- Diabetes, deren HbA1c-Wert über einen längeren Zeitraum erhebliche Ausschläge aufweist, entwickeln im Vergleich zu Patienten mit stabilen Verläufen deutlich häufiger eine Herzinsuffizienz. Darauf deutet eine Neuauswertung der ACCORD-Studie hin.

In der 2008 publizierten ACCORD-Studie hatte man untersucht, inwiefern eine intensive Blutzucker­einstellung die kardiovaskuläre Prognose Erwachsener mit Typ-2-Diabetes beeinflusst. Von allen Teilnehmern lagen daher regelmäßig erhobene HbA1c- und Nüchternglukosewerte vor. Nun prüften Dr. Matthew Segar von der University of Texas, Dallas, und sein Team in einer Post-hoc-Analyse der Daten von 8576 Teilnehmern, ob langfristige Veränderungen und Schwankungen dieser Parameter das Risiko für eine Herzinsuffizienz beeinflussen.

Langzeitvariabilität des HbA1c im Fokus

Sie untersuchten die Langzeitvariabilität der glykämischen Kon­trolle zwischen acht Monaten und drei Jahren nach Studienbeginn. Primärer Endpunkt war die erste Hospitalisierung bzw. der Tod aufgrund einer Herzinsuffizienz. Im Verlauf der mittleren Nachbeobachtungszeit von 6,4 Jahren kam es in 388 Fällen zu einem dieser Endpunkte.

Als entscheidenden Risikofaktor identifizierten sie den HbA1c-Wert bei Studienbeginn: So erhöhte jeder zusätzliche Prozentpunkt beim HbA1c-Wert das Risiko für eine Herzinsuffizienz um 20 %. Daneben war die langfristige Entwicklung der Glukosekontrolle bedeutsam. Patienten, deren HbA1c-Wert innerhalb der ersten drei Jahre um mindestens 10 % angestiegen war, hatten ein um 55 % höheres Risiko für eine Herzinsuffizienz als jene mit stabilerem HbA1c-Wert.

Auch ein Rückgang des HbA1c-Werts um mindestens 10 % erhöhte das Risiko um 32 % – nach Einschätzung der Forscher waren häufigere Hypoglyk­ämien hierfür verantwortlich. Auch eine höhere Langzeitvariabilität des HbA1c-Werts ging – unabhängig von Risikofaktoren, Medikation, Studienarmzuteilung, HbA1c-Veränderung und Veränderung weiterer kardiometabolischer Parameter – mit einem signifikant erhöhten Herzinsuffizienzrisiko einher.

Neuere Antidiabetika waren noch nicht verfügbar

Langfristige Schwankungen der glyk­ämischen Kontrolle beeinflussen das kardiovaskuläre Risiko bei Typ-2-Diabetes erheblich, so das Fazit. Auch eine deutliche Zu- bzw. Abnahme des HbA1c-Werts begünstigte das Auftreten einer Herzinsuffizienz.

Die Autoren geben zu bedenken, dass für die ACCORD-Studie bis zum Jahr 2005 rekrutiert wurde – seinerzeit aber waren kardiovaskulär wirksame Antidiabetika wie SGLT2-Hemmer oder GLP1-Rezeptoragonisten bei weitem nicht so verbreitet wie heute.

Quelle: Segar MW et al. Diabetes Care 2020; 43: 1920-1928; DOI: 10.2337/dc19-2541