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Kontaktdermatitis: Die Haut ist rot, juckt und schuppt

Autor: Dr. Elisabeth Nolde / Dr. Susanne Gallus

Auch die allergische Reaktion auf Giftefeu (links) kann mit dem Patch-Test (rechts) nachgewiesen werden. Auch die allergische Reaktion auf Giftefeu (links) kann mit dem Patch-Test (rechts) nachgewiesen werden. © wikimedia/Alborz Fallah; wikimedia/Jan Polák
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Rötung, Juckreiz und Schuppung sind Anzeichen einer Kontaktdermatitis. Die Hautkrankheit kommt in fünf Varianten, die Auslöser sind vielfältig. Zwei Expertinnen geben eine Übersicht.

Die Kontaktdermatitis ist die häufigste beruflich bedingte Hauterkrankung und kann sich als akute oder chronische und ekzematöse oder nicht-ekzematöse Entzündung präsentieren. Sie sollten sie deswegen bei entsprechenden Symptomen immer im Hinterkopf haben, schreiben Dr. Luz Fonacier und Irum Noor vom Department of Allergy des New York University Winthrop Hospitals. Denn auf Bezeichnungen wie „hypoallergen“ oder „parfümfrei“ kann man sich nicht verlassen und die meisten Produkte (inkl. Baby-Artikel) enthalten Konservierungsmittel wie Methyl­isothiazolinon oder Parabene.

Allergologen unterscheiden fünf Varianten der Kontaktdermatitis (s. Tabelle). Die irritative Form herrscht vor allem im Beruf vor: Reinigungs- oder Lösemittel schädigen bei wiederholtem Kontakt die Hautzellen und setzen so den inflammatorischen Prozess in Gang – meist an den Händen. Die Anfälligkeit unterscheidet sich individuell stark. Eine Reaktion macht sich durch Juckreiz, Rötungen und Ödeme mit einer Tendenz zu nässenden Läsionen, die verkrusten, bemerkbar. Auch starke Schuppungen können auftreten.

Die Allergene lauern meist am Arbeitsplatz
ArtInzidenzhäufige Auslöser
irritative Kontaktdermatitis80 %Putzmittel, Chemikalien etc.
am Arbeitsplatz: Seifen (22 %), Nassarbeit (20 %), Erdölprodukte (9 %), Lösemittel (8 %), Kühlflüssigkeiten (8 %)
allergische Kontaktdermatitis 20 %spezifische Allergene
am Arbeitsplatz: Gummi (23 %), Nickel (18 %), Harze (16 %), Duftstoffe (8 %), Konservierungsmittel (7 %) 
systemische KontaktdermatitisseltenPeru-Balsam, Aspartam, Kamille, Echinacea, Knoblauch, Propylenglykol, Propolis
Metalle (u.a. Nickel, Chrom, Gold, Quecksilber)
Topisch: Lokalanästhetika (Benzocain, Cinchocain), Antibiotika ( u.a. Ampicillin), Diclofenac, Hydroxychinolin
Systemisch: Antibiotika (Erythromycin, Amoxicillin, Gentamycin, Neomycin) Antimyotika (Nystatin, Cephalosporin), Kortikosteroide, Östrogen, Ethylendiamin
Kontakt-UrtikariaseltenPflanzenproteine (Naturlatex, Getreide), Backenzyme, Tierepithelien
Protein-KontaktdermatitisseltenPflanzen(-erzeugnisse), Gewürze, Tierproteine, Getreide, Emzyme (a-Amylase)


Die allergische Kontaktdermatitis ist eine Typ-IV-Reaktion. Sie verläuft meist ähnlich ekzematös wie eine irritative Reaktion. In der Regel bleibt sie auf das exponierte Hautareal beschränkt. Betroffen sind oftmals Hände oder Gesicht (insb. Augenlider). Je nach Allergen ist der Ausschlag mitunter diffus oder fleckig.

 

Erste Wahl für die Diagnose ist der Patch-Test

Die Reaktion auf ein Kontaktallergen verläuft mitunter auch systemisch. Die Symptome erscheinen erst ein bis zwei Tage nach Exposition: Dermatitis an Händen, juckende Papeln an Ellbogen und Knien, Erythrodermie oder vaskulitisähnliche Läsionen. Begleitend kann es zu Unwohlsein, Erbrechen, Durchfall, Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen kommen. Während der Anamnese sollten Sie auch alternative Routen (oral, inhalativ, Infusion) erwägen, über die der Patient das eigentliche Kontaktallergen aufgenommen hat.

Bei Reaktionen auf Pflanzen- oder Tierproteine unterscheiden die Experten zwei Typen. Die Kontakt-Urtikaria als Akutreaktion, gelegentlich begleitet von gastrointestinalen, nasopharyngealen und oropharyngealen Beschwerden, und die chronische Protein-Kontaktdermatitis mit akuten Exazerbationen nach Allergen-Kontakt. Die Allergenidentifikation erfordert ärztliche Detektivarbeit im privaten und im beruflichen Umfeld. Natürlich sind auch bestehende (Haut-)Erkrankungen zu berücksichtigen.

Die Autoren nennen den Patch-Test als erste Wahl, um eine al­lergische Kontaktdermatitis festzustellen – Patienten mit akuter generalisierter Dermatitis oder stark ausgeprägtem Ekzem auf dem Rücken ausgenommen. Bei ihnen gilt es erst, die Krankheit zu kontrollieren. Obwohl konkrete Empfehlungen fehlen, raten die Kollegen zudem Schwangeren und Stillenden, die Untersuchung zu verschieben.

Immunsupprimierende Medikamente oder im Prüfareal angewendete topische Kortikosteroide und Calcineurin-Inhibitoren können die Aussagekraft verfälschen. Eine Pause mindestens eine Woche vor dem Test empfiehlt sich. Der letzte Besuch eines Solariums sollte mindestens zwei bis vier Wochen zurückliegen. Bei direkter Testung auf topische Kortikosteroide dürfen die Proben nicht zu hoch konzentriert sein.

Der Patch-Test bildet einen Baustein des Allergen-Relevanz-Rankings der Experten (s. Kasten). Ausgewertet wird er im Optimalfall in mehreren Schritten. Die erste Untersuchung erfolgt nach 48 h, wenn die Patches entfernt werden, eine zweite idealerweise nach 96 h (Zeitraum 3–7 Tage). Bleibt der Test trotz Verdachts negativ, kontrolliert man den Bereich nach 7–10 Tagen erneut.

Relevanz-Ranking

  • Definitiv: Patch-Test und/oder körperliche Reaktionen bei Auslassversuchen und Re-Expositionen positiv.
  • Mutmaßlich: Allergenkontakt inklusive Dermatitis, Auslassversuche bzw. Re-Expositionen fehlen
  • Möglich: Allergenkontakt wahrscheinlich, keine konkreten körperlichen Befunde oder negativer Patch-Test
  • Zurückliegend: positive Patch-Test-Reaktion ohne zeitnahen Allergenkontakt

Alltags- und berufsorientierte Schulungen erforderlich

Bei jedem Dritten, der auf topische Kortikosteroide gescannt wird, überdeckt die antiinflammatorische Substanzwirkung anfangs die Reaktion und sie wird erst verspätet oder nur am Rand sichtbar. Besteht Verdacht auf eine Protein-Kontaktdermatitis, ist ein negativer Patch-Test nicht aussagekräftig und sollte um Scratch-, Pricktest oder IgE-Messung ergänzt werden. Die primäre therapeutische Strategie – das Allergen zu meiden – erfordert alltags- und berufsorientierte Schulungen. Wenn möglich, sollten Patienten auf alternative Produkte umsteigen oder Schutzcremes und Emollenzien verwenden. Gerade im beruflichen Umfeld hapert es leider oft an Umsetzbarkeit und Adhärenz. Lässt sich die Allergenkarenz nicht einhalten oder reicht sie nicht aus, können topische Kortikosteroide, Calcineurin-Inhibitoren oder eine Chelat-Therapie (Nickel) die Behandlung ergänzen.

Quelle: Fonacier L, Noor I. Ann Allergy Asthma Immunol 2018; 120: 592-598