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Phototherapie lindert Schuppenflechte, Neurodermitis und Vitiligo

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Viele Kinder und Jungendliche leiden auch psychisch unter den Hautveränderungen. Viele Kinder und Jungendliche leiden auch psychisch unter den Hautveränderungen. © fotolia/Cookie Studio
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Die Phototherapie für Erwachsene ist fester Bestandteil der Dermatologie. Für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen gibt es dagegen wie so oft nur wenig Evidenz. Richtig eingesetzt lassen sich mit Licht aber auch bei den Jüngeren sehr gute Ergebnisse erzielen.

UV-Therapien stehen irgendwo in der Mitte zwischen topischen und systemischen Therapien. Indiziert sind sie, wenn die lokale Behandlung nicht gut funktioniert oder sich wegen einer großen Ausdehnung des Hautbefalls bzw. hoher Krankheitsaktivität schlecht umsetzen lässt. Im Gegensatz zur systemischen wird die Phototherapie dann aber grundsätzlich intermittierend angewendet.

Zu den wichtigen Einsatzgebieten im Kindesalter zählen die Psoriasis vulgaris, das atopische Ekzem und die Vitiligo, schreibt Professor Dr. Adrian Tanew von der Abteilung für Allgemeine Dermatologie der Medizinischen Universität Wien. Die Evidenz für die Wirksamkeit basiert primär – wie dies im Kindesalter meist der Fall ist – auf Empirie, Fallberichten und kleineren retrospektiven Analysen.

Psoriasis vulgaris

Die Psoriasis hat bei Kindern und Jugendlichen eine Prävalenz von immerhin 0,7 %. Gerade für Heranwachsende kann diese Erkrankung zu einem großen psychischen Problem werden. Abhängig vom Befallsmuster erfahren sie nicht selten sozia­le Ausgrenzung durch ihr Umfeld, was man unbedingt erfragen sollte.

Gute Resultate nach rund 15 bis 30 Sitzungen

Sowohl die UVB-Bestrahlung als auch die Photochemotherapie (PUVA) haben sich bei pädiatrischer Psoriasis als wirksam erwiesen. Eine retrospektive Auswertung an 68 5–17 Jährigen ergab, dass 93 % mit 16–19 UVB-Anwendungen und 83 % mit durchschnittlich 28 PUVA-Bestrahlungen eine Verbesserung des Psoriasis Area and Severity Index um mindestens 75 % erreicht haben.

In der Praxis sollte bei Kindern immer die Schmalband-UVB-Phototherapie (narrow band, NB) den Anfang machen, da sie einfacher durchzuführen ist und mit weniger Langzeitnebenwirkungen einhergeht als die PUVA. Letztere kann aber als Zweitlinien-Option dienen.

Atopisches Ekzem

Ein mittelschweres bis schweres atopisches Ekzem stellt oft eine therapeutische Herausforderung dar. Reicht die Lokaltherapie nicht aus, hilft die NB-UVB-Therapie, wie eine neuere kleine prospektive Untersuchung belegt. 29 Kinder erhielten zwei Bestrahlungen pro Woche über insgesamt 12 Wochen.

Die Vergleichsgruppe bildeten 26 junge Neurodermitiker, deren Eltern die Anwendung ablehnten. Nach Ende der Therapie war die Krankheitsaktivität bei den Bestrahlten deutlich zurückgegangen, während sie in der Kontrollgruppe leicht zugenommen hatte. Die befallene Oberfläche ging unter der Phototherapie um 77 % zurück, in der Kontrollgruppe blieb sie dagegen konstant. Der Effekt hielt über sechs Monate an.

Potenzielle Krebsgefahr durch Photochemotherapie

Auch die Photochemotherapie erwies sich bei Kindern mit schwerster atopischer Dermatitis in einer älteren Studie als sehr effektiv. Trotzdem kommt diese Behandlungsform bei den Kleinen kaum zum Einsatz, da man die spätere Entwicklung von Hautkrebs nicht ausschließen kann.

UV-frei ist die hochintensive gepulste Blaulichttherapie, die bei erwachsenen Neurodermitikern vielversprechende Resultate zeigte. Sie wäre für Kinder ebenfallls interessant; bisher gibt es aber noch keine Daten.

Zu Langzeit-Nebenwirkungen gibt‘s nur Erwachsenen-Daten Einzige mögliche Langzeitnebenwirkung der Phototherapie stellt der UV-induzierte nicht-melanozytäre Hautkrebs dar. Bei Erwachsenen hat sich jedoch nach UVB-Phototherapien kein Hinweis auf eine erhöhte Inzidenz ergeben. Für die PUVA-Therapie der Vergangenheit ist ein solches Risiko dagegen eindeutig belegt. Es fällt vermutlich bei modernen PUVA-Therapien geringer aus, aber Daten dazu fehlen noch.

Vitiligo

Auch in der Ganzkörperbestrahlung bei Vitiligo hat heute NB-UVB einen festen Platz. Für lokalisierte Areale werden zudem unterschiedliche Spektren, z.B. Excimer-Licht (308 nm) oder Mikrophototherapie (311 nm) eingesetzt. Eine aktive progrediente Vitiligo kann man bei Kindern zweimal wöchentlich über drei Monate bestrahlen, um die Krankheitsaktivität zum Stillstand zu bringen. Bei Jugendlichen, die nicht auf topische Therapien ansprechen und großen Leidensdruck empfinden, kommt auch eine längere NB-UVB-Phototherapie infrage. Damit lässt sich häufig eine kosmetisch befriedigende Repigmentierung erreichen.

Quelle Text: Tanew A. „Phototherapie bei pädiatrischen Hautkrankheiten“. Akt Dermatol 2018; 44: 24-29, DOI 10.1055/s-0043-121201 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart, Erstveröffentlichung in Spectrum Dermatologie 2016; 1