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Leberschäden durch Rotschimmelreis

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Rot fermentierter Reis enthält Monacolin K, was nichts anderes ist als Lovastatin. Rot fermentierter Reis enthält Monacolin K, was nichts anderes ist als Lovastatin. © iStock/AlasdairJames
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„Ich senke mein Cholesterin lieber natürlich“, dachte sich eine 64-Jährige. Deshalb griff sie zu Rotschimmelreis statt zum Statin – und zerschoss sich fast ihre Leber.

Mit Müdigkeit, Blähungen und vorzeitigem Sättigungsgefühl kam die Patientin in die Klinik. Seit einer Woche waren ihr Urin dunkler und ihr Stuhl hell, ihre Haut hatte sich gelblich verfärbt. Außer einer perniziösen Anämie gab es keine Vorerkrankungen. Die Hyperlipidämie hatte der Hausarzt sechs Wochen zuvor entdeckt. Seitdem nahm die Frau ein konzentriertes Rotschimmelreisextrakt (10:1, 1200 mg/Tag) als Supplement ein.

Laborchemisch fiel eine massive Erhöhung der Transaminasen auf (GPT 2488 U/l, GOT 1643 U/l), die AP lag bei 268 U/l und das totale Bilirubin bei 12,8 mg/dl. Die Leberbiopsie ergab eine akute Hepatitis, schreiben Lize Loubser vom Henry Ford Health System in Detroit und Kollegen. Eine virale oder autoimmune Genese konnte ebenso ausgeschlossen werden wie eine Hämochromatose oder der M. Wilson. Da auch glaubhaft kein Schmerzmittelabusus vorlag, blieb die Diagnose eines akuten drogeninduzierten Leberschadens durch das Nahrungsergänzungsmittel.

Rot fermentierter Reis enthält Monacolin K, das gleiche aktive Agens wie in Lovastatin. Allerdings gibt es keine Regulierung der Dosis für die Supplemente.

Amerikanische Forscher fanden jüngst Konzentationen zwischen 0,09 und 10,94 mg pro täglich empfohlener Einheit. Patienten sollten daher über die Gefahr der Hepatotoxizität der Produkte und mögliche Symptome aufgeklärt werden.Im vorliegenden Fall kehrten die Leberwerte nach dem Absetzen der Therapie und unter hoch dosierter Kortisongabe – erst i.v., dann oral – langsam wieder in den Normbereich zurück.

Quelle: Loubser L et al. BMJ Case Rep 2019; 12: e227961