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Magnesiummangel fördert Arteriosklerose, Diabetes und Migräne

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Als Risikogruppen für ein Magnesium-Defizit nennen die Forscher u.a. Diabetiker, ältere Patienten, Sportler sowie Alkoholabhängige­. Als Risikogruppen für ein Magnesium-Defizit nennen die Forscher u.a. Diabetiker, ältere Patienten, Sportler sowie Alkoholabhängige­. © iStock/beats3
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Mehr als jeder vierte Bundesbürger nimmt mit der Nahrung zu wenig Magnesium auf. Ein erhebliches Problem, denn ein Defizit wird mit einem erhöhten Risiko für diverse Erkrankungen in Verbindung gebracht. Am besten optimiert man die Versorgung daher schon präventiv.

Müdigkeit, Muskelkrämpfe, Migräne, Hypertonie – ein Magnesiummangel macht sich mit vielfältigen Symptomen bemerkbar. Klares Zeichen für eine Unter­versorgung ist ein Magnesiumspiegel < 0,76 mmol/l, schreiben Professor Dr. Oliver­ Micke­ vom Franziskus Hospital Bielefeld und die Koautoren der Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V., Tutzing, in einem Positionspapier. Doch auch normale Werte schließen einen Mangel nicht aus. Denn nur 0,3 % des körpereigenen Magnesiums befinden sich im Blut, und die Serumspiegel werden durch Freisetzung aus dem Gewebe lange aufrechterhalten.

Diabetiker, Ältere und Sportler gelten als Risikogruppen

Die Autoren empfehlen, die Konzentration des Elements im Blut routinemäßig mitzubestimmen. Als Referenzbereich schlagen sie 0,76–1,10 mmol/l vor. In der Prävention sollten > 0,85 mmol/l erreicht werden. Als Risikogruppen für ein Defizit nennen sie unter anderem Diabetiker, ältere Patienten, Sportler sowie Alkoholabhängige­.

Die orale Supplementierung des Elements scheint den Glukosestoffwechsel günstig zu beeinflussen. Bei Typ-2-Diabetikern konnte in Studien­ eine verbesserte Blut­zuckerkontrolle und Insulinsensitivität gezeigt werden. Die Einnahme scheint dabei ähnlich wirksam wie eine Lebensstiländerung (z.B. Gewichtsreduktion) zu sein, so die Autoren. Außerdem weisen sie auf den blutdrucksenkenden Effekt von Magnesium hin. Laut Einschätzung der Kollegen eignet sich das Erdalkali­metall sowohl zur Prävention als auch zur Therapie des Hypertonus.

Eine nicht unerhebliche Rolle spielt Magnesium wohl auch in der Pathogenese der Arteriosklerose. Eine unzureichende Versorgung geht epidemiologischen Daten zufolge mit dem vermehrten Auftreten von KHK und PAVK einher. Die orale Supplementierung wirkte sich in Studien günstig auf die Endothelfunktion aus und steigerte die Leistungs­fähigkeit von Patienten mit koronarer Herzkrankheit.

Patienten mit Herzinsuffizienz entwickeln wegen der Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und der Behandlung mit Diuretika (renale Verluste) nicht selten ein Magnesiumdefizit. Deshalb raten die Autoren des Positionspapiers, unbedingt die Serumspiegel im Auge zu behalten. Besonders wichtig ist dies unter einer Therapie mit Digitalis, da ein Magnesium­mangel dessen Toxizität erhöht. Schon länger bekannt ist der Zusammenhang mit der Übererregbarkeit von Herzmuskelzellen. Ein etwaiges Defizit sollte deshalb vor dem Beginn einer Therapie mit Antiarrhythmika ausgeglichen werden.

Wie bereits erwähnt, scheint eine stärkere Neigung zu Migräne ebenfalls mit einem Magnesiummangel assoziiert zu sein. Gleicht man das Defizit aus, lassen sich Häufigkeit und Intensität der Anfälle verringern. Für Schwangere empfehlen die Verfasser des Positionspapiers aufgrund des erhöhten Risikos für einen Mangel eine generelle orale Supplementierung mit 240–480 mg/d (10–20 mmol/d).

Außerdem bietet Magnesium eine alternative Option zur Therapie von Wadenkrämpfen, da chininhaltige Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert sind. Die Magnesium­supplementation erfolgt in der Regel oral über mehrere Wochen mit Tagesdosen von 243–486 mg bzw. 10–20 mmol.

Die parenterale Anwendung bleibt Spezialindikationen vorbehalten und sollte in höherer Dosierung nur durch erfahrene Kliniker erfolgen. Als Nebenwirkung werden weiche Stühle bis hin zur Diarrhö­ beschrieben. In diesen Fällen raten die Autoren dazu, die Dosis zu reduzieren und anschließend langsam auf die erwünschte Menge zu steigern. Der Darm gewöhnt sich meist an die erhöhte Zufuhr. Kontraindiziert ist die Magnesiumgabe bei Patienten mit kardialen Überleitungsstörungen – insbesondere einem AV-Block – sowie bei Myasthenia gravis und schwerer Niereninsuffizienz (GFR < 30 mol/min).

Im Falle einer Überdosis Kalzium infundieren

Im Gegensatz zum Mangel tritt eine Hypermagnesiämie (> 1,10 mmol/l) nur selten auf. Pathologisch erhöhte Mg-Spiegel entwickeln sich meist als Folge einer renalen Einschränkung. Sie können aber auch bei exzessiver Zufuhr z.B. durch magnesiumhaltige Laxanzien oder Antazida auftreten. Je nach Ausprägung reichen die Symptome von Übelkeit, Flush, Müdigkeit, Hypotonie und Hyporeflexie bis zur Bradykardie. Bei schwerer Hypermagnesiämie (> 5 mmol/l) drohen Atemdepression, Herzstillstand und Koma. Die Intoxikation erfordert eine umgehende Behandlung mit intravenösem Kalzium.

Quelle: Micke O et al. Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 1628-1634; DOI: 10.1055/a-1166-7229