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Differenzialdiagnose Onychodystrophie durch Maniküre?

Autor: Dr. Susanne Gallus

Das aggressive Vorgehen bei der Entfernung der Lacke, öffnet u.a. Tür und Tor für opprtunistische Keime. Das aggressive Vorgehen bei der Entfernung der Lacke, öffnet u.a. Tür und Tor für opprtunistische Keime. © iStock/Denis Torkhov
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Eine Patientin mit psoriasiformen Nagelveränderungen muss nicht automatisch hautkrank sein. Vielmehr lohnt bei fehlenden weiteren Symptomen die Frage, ob die Frau kürzlich zur Maniküre war.

Gel-Nagellacke erfreuen sich in den letzten Jahren großer Beliebtheit, erklärte Professor Dr. Antonella Tosti von der Miller School of Medicine der University of Miami. Sie halten für ca. zwei Wochen und man braucht sich keine Sorgen machen, dass sie abblättern oder verkratzen. Mittlerweile muss man nicht einmal mehr ins Nagelstudio, weil es entsprechende Sets für zu Hause gibt.

Erst 15 min Aceton, dann die Reste abschaben

Die Lacke enthalten Aushärtungsbeschleuniger (Photoinitiatoren, die i.d.R. auf Wellenlängen von 340–380 mn reagieren) und UV-härtende Acrylat-Oligomere. Für die Aushärtung braucht man daher UVA-Lampen bzw. spezielle LED-Geräte. Dabei darf keinesfalls der Schutz für Augen (Sonnenbrille) und die Haut der Handrücken (Handschuhe mit abgeschnittenen Spitzen) vernachlässigt werden, betonte Prof. Tosti. Dass die Lacke so robust sind, hat auch einen Nachteil: Die Nagelplatte muss rund 15 min mit acetonhaltigem Nagellackentferner eingeweicht werden, damit sich der Lack anschließend, meist unter Zuhilfenahme eines Schabers, überhaupt entfernen lässt.

Das kann – abseits von Brennen oder Schmerzen während der Lackentfernung – zu einer ganzen Reihe von Problemen führen:

  • dünne, brüchige Nägel
  • Pterygium inversum
  • allergische Kontaktdermatitis oder allergische psoriasiforme Reaktionen mit Onycholyse und subungualen Hyperkeratosen
  • Kolonisation mit Pseudomonas

Vermutete allergische Reaktionen sollten unbedingt über einen Patchtest mit Acrylaten abgeklärt werden, so Prof. Tosti. Eine Kontaktdermatitis kann auch über die Finger hinausgehen und neben Paronychien und Fissuren der Fingerspitzen eine Airborne Dermatitis auslösen. Die Nebeneffekte sind generell nicht mit der Häufigkeit der Applikation verbunden. Sie treten bei Einmaltätern genauso auf wie bei regelmäßigen Nutzern.

Behandeln lassen sich die allergischen Nagelveränderungen mit einer kurzen Steroid-Pulstherapie oder topischen Steroiden. Allerdings können unter Umständen inflammatorische Hyperpigmentierungen zurückbleiben. Nicht verwechseln sollte man diese mit einer Pseudomonas-Kolonialisierung der angegriffenen Nagelplatte, insbesondere bei Langzeitnutzung der Lacke. Die Besiedlung breitet sich typischerweise von distal oder der seitlichen Nagelfalz aus und kann sich zudem über vereinzelte gelbliche Flecken (auch innerhalb der Nagelplatte) äußern.

Wer jetzt denkt, die Variante Schellack sei eine bessere Alternative, sollte berücksichtigen, dass bei diesen Lacken durch das enthaltene Hydroxyethylmethacrylat ebenfalls ein Risiko für Kontaktallergien besteht, auf die spezifisch getestet werden muss. Ähnliches gilt für Trendprodukte wie photochrome Nagellacke, die u.a. Benzophenon-1 enthalten, oder magnetische Effektlacke, mit denen man sich neben Kobalt, Eisen(-oxid), Gadolinium, Terbium und Erbium den Kontaktallergen-Klassiker Nickel in die (heimischen) Nagelstudios holt.

Kongressbericht: 30th EADV Congress