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Patienten mit Zöliakie haben immer noch einen Überlebensnachteil

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das höhere Sterberisiko bei Zöliakiepatienten könnte auf chronische Entzündungsprozesse zurückzuführen sein. Das höhere Sterberisiko bei Zöliakiepatienten könnte auf chronische Entzündungsprozesse zurückzuführen sein. © iStock/MarsBars
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Menschen mit Zöliakie sind nicht nur in ihrer Nahrungsmittelauswahl eingeschränkt. Sie haben auch ein erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislauf-, Krebs- oder Atemwegserkrankungen zu versterben. Darauf weist eine aktuelle Studie hin.

Trotz der verstärkten Sensibilisierung gegenüber dem Krankheitsbild, moderner Diagnosemethoden und der breiten Verfügbarkeit glutenfreier Lebensmittel, verkürzt die Zöliakie nach wie vor die Lebenserwartung der Betroffenen. Darauf weisen die Daten einer kürzlich veröffentlichten US-amerikanischen Studie hin.

Der Gastroenterologe Professor Dr. Benjamin­ Lebwohl­ von der Columbia University in New York und seine Kollegen haben die Gesamt- sowie die ursachenspezifische Mortalität einer Kohorte von nahezu 50 000 Schweden analysiert. Bei diesen war zwischen 1969 und 2017 anhand von Dünndarmbiopsien die Diagnose Zöliakie gestellt worden. Die Vergleichsgruppe bildeten knapp 246 500 Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung.

Höheres Sterberisiko über alle Altersgruppen hinweg

Insgesamt beobachteten die Wissenschaftler im Kollektiv der Patienten mit Zöliakie ein um 21 % und im Subkollektiv der nach Januar 2010 Erkrankten – knapp ein Viertel der Studienkohorte – ein um 35 % erhöhtes Sterberisiko. Der Überlebensnachteil bestand über alle Altersgruppen und war in der Gruppe der im Alter zwischen 18 und 39 Jahren diagnostizierten Patienten am ­größten.

Unter den Todesursachen dominierten Herzkreislauf-, Krebs- sowie Atemwegserkrankungen. Im Hinblick auf diese Krankheiten waren die Betroffenen gegenüber der Normalbevölkerung signifikant im Nachteil.

Darüber, worauf der Überlebensnachteil von Zöliakiepatienten zurückzuführen ist, können die Autoren nur spekulieren. Sie vermuten, dass chronische Entzündungsprozesse dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Quelle: Lebwohl B et al. JAMA 2020; 323: 1277-1285; DOI: 10.1001/jama.2020.1943