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Prostatakrebs: Hypofraktionierte Bestrahlung genauso gut wie konventionelle Therapie?

Autor: Dr. Miriam Sonnet

Auf lange Sicht unterschieden sich die Behandlungstypen bezüglich Nebenwirkungen kaum. Auf lange Sicht unterschieden sich die Behandlungstypen bezüglich Nebenwirkungen kaum. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com
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Der Effekt einer extrem hypofraktionierten Strahlentherapie wird zur Behandlung des Prostatakarzinoms diskutiert. Nun wurde die Methode direkt mit der konventionellen Radiatio verglichen.

Patienten mit Prostatakrebs erhalten meist eine konventionelle fraktionierte Strahlentherapie mit einer Gesamtdosis von 74–78 Gy, die in Einzeldosen zwischen 1,8 und 2 Gy abgegeben wird. Mehrere Studien zeigen, dass eine hypofraktionierte Radiatio bei Prostatakrebs ebenfalls wirkungsvoll sein kann.

Alle untersuchten Parameter stimmen überein

Die HYPO-RT-PC-Studie ist laut den Autoren um Dr. Anders Widmark, Umeå University, Umeå, die erste randomisiert-kontrollierte, multizentrische Phase-III-Studie, die beide Bestrahlungsvarianten bei Prostatakrebs vergleicht. Das Ziel: die Nicht-Unterlegenheit einer extrem hypofraktionierten Radiatio im Vergleich zur konventionellen Strahlentherapie zu demonstrieren.

Die 1180 Teilnehmer mit einem Prostatakarzinom mit intermediärem oder hohem Risiko erhielten 1:1 randomisiert:

  • eine konventionelle Radiotherapie mit 78 Gy, die in 39 Fraktionen an fünf Tagen pro Woche für insgesamt acht Wochen verabreicht wurde oder
  • eine extrem hypofraktionierte Bestrahlung mit 42,7 Gy in sieben Fraktionen an drei Tagen pro Woche für insgesamt 2,5 Wochen inkl. zwei Wochenenden.

Nach einem medianen Follow-up von fünf Jahren traten bei Patienten mit konventioneller Bestrahlung 102 Ereignisse auf. Im Prüfarm waren es 100. Insgesamt 193 Teilnehmer erlitten ein PSA-, sechs ein Lokalrezidiv und bei dreien kam es zu einer Metastasenbildung. Die Ereignisse traten jeweils etwa gleich häufig in beiden Gruppen auf.

Das ausfallfreie Überleben nach fünf Jahren betrug in beiden Armen jeweils 84 % (95%-KI 80–87), mit einer adjustierten Hazard Ratio (HR) von 1,002 (95%-KI 0,758–1,325; log-rank-Test p = 0,99). In beiden Armen war das Fünf-Jahres-Gesamtüberleben mit 94 % vs. 96 % ähnlich.

Toxizitäten im Urinaltrakt leicht erhöht

Mit der extrem hypofraktionierten Radiatio gab es zum Ende der Bestrahlung eine Tendenz zu vermehrten Toxizitäten vom Schweregrad ≥ 2 im Urinaltrakt (28 % vs. 23 %; p = 0,057). Späte Toxizitäten vom Grad ≥ 2 unterschieden sich nicht zwischen den Armen, bis auf eine erhöhte urinäre Toxizität ein Jahr nach der extrem hypofraktionierten Bestrahlung (6 % vs. 2 %; p = 0,0037).

Die alternative Bestrahlungsmethode war damit der konventionellen bzgl. des ausfallfreien Überlebens nicht unterlegen, resümieren die Autoren. Akute Nebenwirkungen traten zwar häufiger auf, langfristig unterschieden sie sich aber kaum. Die Anwendung von extrem hypofraktionierter Bestrahlung könne Gesundheitskosten verringern und den Patientenkomfort erhöhen, so die Wissenschaftler. 

Quelle: Widmark A et al. Lancet 2019; 394: 385–395; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31131-6