Besonders heftig, aber untertherapiert Rheumatoide Arthritis im Alter wird oft vernachlässigt
Die Therapie kann sich im Alter durch die zunehmende Anzahl von Begleiterkrankungen und drohenden Wechselwirkungen diffizil gestalten.
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Meist ist auch die RA gemeint, wenn Ältere von ihrem „Gelenkrheuma“ sprechen, sagt Prof. Dr. Uta Kiltz vom Rheumazentrum Ruhrgebiet. Aber die Arthritis macht sich bei Jüngeren und bei Älteren unterschiedlich bemerkbar. So beschreiben ältere Kranke den Beginn der Beschwerden oft als akut und heftig – im Gegensatz zu jüngeren Betroffenen. Außerdem sind bei alten RA-Patientinnen und -Patienten häufiger die großen Gelenke betroffen, und die Erkrankung geht öfter mit Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit, Fieber und Muskelschmerzen einher.
Das Muster aus Klinik und Gelenkbefall hilft bei der Differenzialdiagnose. Denn hinter einer scheinbaren RA können sich auch eine degenerative Arthrose, chronifizierte Verletzungen und/oder eine Kristallarthropathie verbergen. Ohne Bildgebung kommen die Behandelnden im Allgemeinen daher nicht aus. Dazu gehören Laborwerte wie Entzündungsmarker, allerdings ist der Rheumafaktor bei den älteren Kranken häufiger unspezifisch positiv.
Die Therapie kann sich im Alter durch die zunehmende Anzahl von Begleiterkrankungen und drohenden Wechselwirkungen diffizil gestalten. Auch mögliche kognitive Defizite, die verminderte Muskelmasse und die damit oft verbundene Fallneigung müssen in die Bilanz eingehen. Grundsätzlich, so die Expertin, sei für eine individuelle Therapie eher das biologische als das im Pass eingetragene Alter relevant.
Im wesentlichen unterscheidet sich die Therapie jüngerer und älterer RA-Patientinnen und -Patienten jedoch nicht. Das bedeutet, bei fachgerechter Indikation auch hochwirksame moderne Biologika zu verschreiben. In der Praxis scheint das jedoch häufig nicht der Fall zu sein. Doch was an Gelenksubstanz einmal zerstört ist, lässt sich nicht wieder aufbauen. Ein Grund mehr, frühzeitig und optimalerweise im interdisziplinären Team in die Behandlung einzusteigen.
Quelle: Pressemitteilung – DGRh*
* Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie e. V.