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Herzinsuffizienz Schwaches Herz macht Urlaub

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Damit der Traum vom Urlaub in Erfüllung 
geht, sind auch Klima, Jahreszeit und Infektionsrisiko zu bedenken. Damit der Traum vom Urlaub in Erfüllung geht, sind auch Klima, Jahreszeit und Infektionsrisiko zu bedenken. © Orlando Florin Rosu – stock.adobe.com
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Eine Kreuzfahrt in der Karibik? Ein Städtetrip nach Mexico City? Bei der Urlaubsplanung gilt es für Patienten mit Herzinsuffizienz einiges zu beachten. Mit dem richtigen Ziel vor Augen und gründlicher Vorbereitung können aber auch sie unbesorgt in den Flieger steigen.

Bei der Wahl des Urlaubsorts sollten Menschen mit Herzinsuffizienz einige Punkte unbedingt berücksichtigen. Prof. Dr. Dr. ­Stephan von ­Haehling vom Herzzentrum der Universitätsmedizin ­Göttingen nannte dazu: 

  • Klima am Zielort und Jahreszeit
  • Luftverschmutzung und geographische Höhe
  • Entfernung und Reisedauer
  • Infektionsrisiko am Urlaubsort

Ein hoher Grad an Luftverschmutzung etwa steigert die Gefahr für kardiovaskuläre Ereignisse, erläuterte der Kardiologe. Das Ausmaß der Belastung lässt sich am ­Air ­Quality ­Index (­AQI) abschätzen: Bei Werten von 0 bis 50 ist die Luftqualität gut, im Bereich zwischen 50 und 100 mäßig, bei höherem AQI wird es ungesund. Auf ­www.iqair.com kann man einen Ort seiner Wahl eingeben und sich tagesaktuell den entsprechenden Indexwert anzeigen lassen. 

Luftverschmutzung und Höhenlage beachten

Kommen zur hohen Luftverschmutzung weitere ungünstige Faktoren wie große geographische Höhe hinzu, steigt die Gefahr für Menschen mit Herzinsuffizienz weiter an. Prof. von ­Haehling nannte das Beispiel ­Mexico ­City mit einem AQI von 124 und einer Lage von 2.240 m über dem Meer. In solchen Höhen wird das sympathische Nervensys­tem aktiviert, Atemfrequenz und Puls steigen. Es kann zu hypoxischer Diurese und Volumendepletion kommen, schließlich zur kardialen Dekompensation, so der Referent. Wenn also mehrere ungünstige Gegebenheiten zusammenkommen, sollte man die Patienten zu erhöhter Vorsicht mahnen oder ihnen sogar von der Reise abraten.

Den Druck im Flugzeug muss hingegen niemand fürchten, beschrieb Prof. von ­Haehling. Der liegt auch bei Flughöhen von 10.000 m lediglich bei Werten, die der Situa­tion von etwa 2.500 m über dem Meer entsprechen. Es ist eher die fehlende Bewegung, die an Bord zum Problem wird, und das damit einhergehende Thromboserisiko. In einer Studie zeigte sich, dass die Gerinnsel­gefahr bei Fensterplätzen in der ­Economyclass doppelt so hoch ist wie bei Gangplätzen. Prof. von ­Haehling riet dazu, auf Langstrecken alle zwei Stunden aufzustehen und umherzugehen. Falls erforderlich, kommt eine kurzfris­tige Antikoagulation mit Heparin infrage. 

Wer darf wann abheben?

Bei Herzinsuffizienz im NYHA-Stadium I oder II gibt es keine generelle Reisebeschränkung, sofern der Zustand des Patienten stabil ist. Auch Menschen im Stadium NYHA III dürfen mit dem Flugzeug reisen, sollten dann aber Sauerstoff dabei haben. Bei Herzinsuffizienz im Stadium NYHA IV wird vom Fliegen abgeraten. Ist die Reise jedoch dringend notwendig oder unbedingt gewünscht, kann die Fluggesellschaft gegebenenfalls Sauerstoff bereitstellen, nötigenfalls auch eine medizinische Assistenz. 

Nach akuter Dekompensation der Herzinsuffizienz raten Experten, mindestens sechs Wochen mit dem Reisen zu warten. Hat der Patient einen Schrittmacher erhalten, sollte zumindest die Reha abgeschlossen sein, nach Implantation eines Defibrillators sollten zwei Wochen oder mehr bis zum Start in den Urlaub vergehen. Menschen mit einem transplantierten Herzen müssen wenigstens ein Jahr warten. 

Geht es in die Sonne, heißt es, an die Möglichkeit einer Photosensitivität durch Medikamente zu denken. „Das betrifft nicht nur ­Amiodaron, sondern zum Beispiel auch ­ACE-Hemmer“, warnte Prof. von ­Haehling. Ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor von 50 und schützende Kleidung sollten dann selbstverständlich sein. 

Arzneimittel gehören ins Handgepäck, damit sie nicht vielleicht mit einem Koffer verloren gehen, und am besten packt man davon immer etwas mehr ein als benötigt. Allerdings müssen sich die Patienten über die Einreisebestimmungen informieren, denn manche Länder verbieten die Einfuhr bestimmter Substanzen, z.B. von ­Codein. Eventuell gibt es Entlassbriefe, die der Patient mitnehmen kann.

Natürlich gilt es, Stress schon vor der Abreise zu vermeiden und z.B. an Flughäfen oder Häfen ausreichend Zeit für die Abfertigung einzuplanen. Metalldetektoren stellen für Implantatträger kein Problem dar. Kommt es anschließend zur Einzelkontrolle, sollten die Betroffenen aber auf das Gerät hinweisen, damit der Hand­scanner nicht zu lange darüber belassen wird. Zwischen Implantat und Handys sollten stets 15 cm Abstand liegen, zu elek­trischen Motoren wie etwa in Booten mindestens 30 bis 60 cm.

Vorab Gesundheitscheck inklusive EKG und Labor

Prof. von ­Haehling empfahl generell eine Reisevorbereitung durch den Hausarzt oder den Kardiologen mit körperlicher Untersuchung, EKG und Laboruntersuchung etwa vier bis sechs Wochen vor Urlaubsbeginn. Bekommt der Patient Diuretika und reist in die Hitze, kann man die Medikamente eventuell vorübergehend runterdosieren, um Dehydratation zu vermeiden. Der Hausarzt sollte zudem Allergien, Implantationen und nicht zuletzt die Reiseerfahrung seines Patienten im Blick haben. Für implantierte elektronische Gräte wie einen Herzschrittmacher ist es ratsam, eine Fernabfrage einzurichten und den Patienten noch einmal gründlich auf seinem Gerät zu schulen. Abschließend erinnerte Prof. von ­Haehling noch an die erforderlichen Prophylaxen und daran, Impfungen zu geben und nötigenfalls Medikamente gegen Thrombose oder Eisenmangel zu verordnen.

Quelle: 88. Jahrestagung der DGK*

* Deutsche Gesellschaft für Kardiologie