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Krebs Selbstbestimmt in den Tod

Autor: Dr. Dorothea Ranft

© masyastadnikova – stock.adobe.com
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Der assistierte Suizid wegen einer unheilbaren oder unerträglichen Krebserkrankung ist inzwischen gesellschaftlich akzeptiert. Immer mehr Malignompatienten wählen diesen Weg.

So steht zu vermuten, dass die Zahl der konventionellen Selbsttötungen wegen eines Malignoms zurückgeht. Ein internationales Forscherteam prüfte diese Hypothese nun in einer Langzeitstudie. In der Schweiz nahmen sich in den Jahren 1999 bis 2018 laut Bundesamt für Statistik 30.756 Personen das Leben. Mit 22.018 Fällen wählte der weitaus größte Anteil eine konventionelle brutale Methode wie erhängen, erschießen oder aus großer Höhe springen. Für den assistierten Suizid entschieden sich 8.738 Personen.

Uwe Güth vom Brustkrebszentrum Zürich und Koautoren fokussierten sich in ihrer Analyse auf Malignompatienten, die freiwillig aus dem Leben schieden. Als häufigsten Grund für die Entscheidung zum assistierten Suizid wurde in 41 % der Fälle eine Krebserkrankung genannt. Anders bei der herkömmlichen Selbsttötung: Tumoren machten nur 3,8 % der Fälle aus.

Gleichzeitig ließ sich ein kontinuierlicher Anstieg der krebsbedingten assistierten Suizide ermitteln, ihre Zahl verdoppelte sich alle fünf Jahre. Für den konventionellen Suizid aufgrund eines malignen Leidens zeigte sich nur in den Jahren 1999 bis 2003 ein Trend zur Abnahme. Danach blieb ihre Zahl zunächst konstant, um 2014–2018 erneut anzusteigen.

Strick und Schusswaffe werden nicht überflüssig

Die Vorstellung, durch eine breitere Verfügbarkeit des ärztlich begleiteten Suizids könne die konventionelle Variante quasi überflüssig werden, hat sich also nicht bestätigt. Die Studienautoren führen dies auf Unterschiede zwischen den Krebspatienten zurück. In der Schweiz wählen vor allem gut ausgebildete Städter den assistierten Suizid. In ländlichen Gebieten ist diese Op­tion weniger bekannt und akzeptiert. Zudem muss der Kranke aktiv werden, sich also an eine Organisation oder einen diesbezüglich aufgeschlossenen Arzt wenden. Manche Menschen werten ihren Tumor auch als Zeichen persönlichen Versagens. Der Suizid ist für sie nicht nur das Ende des Lebens, sondern eine gewaltsame physische Zerstörung.

Quelle: Güth U et al. Cancer Medicine 2023; DOI: 10.1002/cam4.6323


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