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Tipps zur richtigen Ernährung bei gastroenterologischen Erkrankungen

Autor: Kathrin Strobel

Nicht alles, was in der Einkaufstasche Platz findet, passt auch in den Ernährungsplan von Patienten mit GI-Erkrankungen. Nicht alles, was in der Einkaufstasche Platz findet, passt auch in den Ernährungsplan von Patienten mit GI-Erkrankungen. © iStock/a_namenko
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Wenn Magen, Darm, Leber oder Pankreas Probleme machen, muss der Speiseplan des Patienten entsprechend angepasst werden. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung fassen zusammen, was bei Erkrankungen des Gastro­intestinaltrakts auf den Teller kommen sollte und was nicht.

Für die Mehrzahl der Patienten mit gastroenterologischen Erkrankungen ist Vollkost die geeignete Ernährungsform. In manchen Fällen sind Modifikationen notwendig, z.B. bei Menschen mit Kohlenhydratmalassimilation.

Wer Laktose oder Fruktose nicht verträgt, sollte den Konsum dieser Zucker reduzieren. Bei Fruktosemalabsorption ist ein genereller Verzicht auf Obst oder andere fruktosehaltige Lebensmittel allerdings nicht notwendig. Lediglich Lebensmittel mit einer hohen Menge an zugesetzter Fruktose sowie sehr fruktosereiche Früchte und Säfte sollten Betroffene meiden. Die Verträglichkeit kann durch gleichzeitigen Verzehr von Glukose verbessert werden, erklären Professor Dr. Hans­ Hauner­ von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V. in Bonn und Kollegen.

Vermutet ein Patient, an einer Histaminunverträglichkeit zu leiden, raten die Experten davon ab, histaminhaltige Lebensmittel komplett vom Speiseplan zu verbannen. Anders sieht es bei der glutensensitiven Entero­pathie aus: Patienten mit gesicherter Zöliakie müssen Gluten lebenslang strikt meiden. Das betrifft sämtliche glutenhaltige Getreidesorten sowie alle potenziell mit dem Klebereiweiß kontaminierten Lebensmittel.

Flohsamen sind bei Diarrhö und Verstopfung sinnvoll

Das Reizdarmsyndrom erfordert eine individuelle Therapie. Je nachdem, welche Beschwerden vorherrschen, kommen unterschiedliche Ernährungsanpassungen infrage. Sowohl bei Diarrhö als auch bei Obstipation können lösliche Ballaststoffe (z.B. Flohsamenschalen) und ggf. Probiotika helfen. Diese Empfehlungen gelten auch für die chronische Obstipation außerhalb des Reizdarmsyndroms.

Seit einiger Zeit wird zu einer Ernährung geraten, die möglichst wenige fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole (FODMAP) enthält. Laut DGE sollten Patienten diese Kostform jedoch immer nur kurzzeitig anwenden. Bislang gibt es keinen Beleg für die Überlegenheit des Low-FODMAP-Konzepts gegenüber herkömmlichen ernährungstherapeutischen Ansätzen, so die Autoren.

Ist die resorptive Fähigkeit des Darms eingeschränkt (z.B. aufgrund von Darmversagen oder Kurzdarmsyndrom), lässt sich der Bedarf an Nährstoffen, Proteinen, Energie und Flüssigkeit ggf. nicht durch konventionelle Kost decken. Bei den betroffenen Patienten ist daher unter Umständen eine enterale bzw. parenterale Ernährung notwendig. Diese kann man später durch oral bilanzierte Diäten ergänzend zur normalen Kost ersetzen. Vitamine und Mineralstoffe sollte der Patient vollständig parenteral erhalten. Zum Ausgleich enteraler Flüssigkeitsverluste eignet sich eine orale Glukose-Kochsalz-Lösung.

Langfaseriges Gemüse sowie blähende und schwer verdauliche Lebensmittel sollten gemieden, der Verzehr von Mono- und Disacchariden sowie von oxalatreichen Nahrungsmitteln reduziert werden. Dr. Hauner und Kollegen raten, die Nahrung auf mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag zu verteilen – gutes Kauen ist ebenfalls wichtig – und Essen und Trinken zeitlich voneinander zu trennen.

Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa gilt es bei Diagnosestellung und danach alle sechs Monate auf Mangelernährung und Mikronährstoffmangel zu screenen. Mindestens einmal jährlich sollten die Patienten eine qualifizierte Ernährungsberatung erhalten. Ein isolierter Mangel an Mikronährstoffen (insbesondere Kalzium, Eisen, Zink, Vitamin D, Folat und Vitamin B12) kann mit Supplementen therapiert werden. Die tägliche Proteinzufuhr sollte aufgrund des erhöhten Bedarfs bei 1–1,5 g/kgKG liegen, in Fällen schwerer Mangelernährung bei bis zu 2 g/kgKG.

Falls eine medikamentöse Behandlung nicht wirkt oder nicht infrage kommt, kann während eines akuten Morbus-Crohn-Schubs eine ausschließlich enterale Ernährung gerechtfertigt sein. Für den Remissions­erhalt eignen sich oral bilanzierte Diäten oder eine enterale Ernährung.

Patienten mit Fettleber empfehlen die Autoren zuallererst, ihre kardiovaskulären Risikofaktoren zu verringern. Wer an Übergewicht leidet, sollte eine Gewichtsreduktion anstreben. Bei der nicht-alkoholischen Fettleber bringt Studien zufolge eine mediterrane Ernährung Vorteile. Grundsätzlich eignen sich aber alle Vollkostformen. Kaffee kann bedenkenlos konsumiert werden – ihm wird sogar eine positive Wirkung auf Herz und Leber zugeschrieben. Alkohol sollten Betroffene dagegen meiden.

Bedarfsdeckende Ernährung ist prognostisch günstig

Im Fall einer alkoholischen Steato­hepatitis ist die strikte Alkoholkarenz besonders wichtig. Daneben kann eine bedarfsdeckende Ernährung die Prognose günstig beeinflussen. Ziel ist eine tägliche Energiezufuhr von 30–35 kcal/kgKG und eine Proteinzufuhr von 1,2–1,5 g/kgKG pro Tag. Um Nüchternphasen zu reduzieren, sollten Betroffene zudem eine Spätmahlzeit zu sich nehmen. Für Patienten, die oral nicht ausreichend versorgt werden können, empfehlen die Autoren orale bilanzierte Diäten am späten Abend oder nachts.

Bei Leberzirrhose sollte die tägliche Energiezufuhr zwischen 20 und 35 kcal/kgKG (im Fall von Mangel­ernährung) liegen. Die empfohlene tägliche Proteinzufuhr beträgt 1,2 g/kgKG, bei Mangelernährung, Sarkopenie oder Aszites bis zu 1,5 g/kgKG.

Bei Zirrhotikern gilt es, Fastenperioden zu vermeiden

Da Zirrhotiker häufig einen Mikronährstoffmangel aufweisen, wird eine großzügige Supplementierung in den ersten 14 Tagen der Ernährungstherapie als sinnvoll betrachtet. Aufgrund des erhöhten Risikos für ein Refeeding-Syndrom und einen Thiaminmangel ist eine individuelle Ernährungsberatung bei Zirrhosepatienten besonders wichtig. Um Fastenperioden zu vermeiden, empfiehlt es sich, Mahlzeiten auf drei bis fünf Gaben pro Tag und eine Spätmahlzeit zu verteilen.

Kommt zur Zirrhose ein therapieresistenter Aszites hinzu, gilt es, die tägliche Kochsalzzufuhr auf 5 g zu limitieren. Liegt eine Hyponatriämie vor (< 125 mmol), ist von einer zusätzlichen Salzzufuhr abzusehen. Stattdessen sollte die tägliche Flüssigkeitsaufnahme auf 1,5 l beschränkt werden. Tritt im Rahmen der Lebererkrankung eine Enzephalopathie auf, raten die Experten zu einer täglichen Proteinzufuhr von 1,0–1,2 g/kgKG. Im fortgeschrittenen Stadium der Zirrhose mit Eiweißunverträglichkeit kann eine langfristige orale Supplementation mit 0,25 g/kgKG verzweigtkettigen Aminosäuren oder pflanzlichen Proteinen sinnvoll sein.

Bei einer milden akuten Pankreatitis­ ist keine Ernährungsintervention notwendig, bei schwerer akuter Pankreatitis empfehlen die Autoren eine enterale Sondenernährung mit einem möglichst frühen Beginn der oralen Nahrungszufuhr. Liegt eine schwere nekrotisierende Pankreatitis vor, startet die enterale Ernährung im Idealfall innerhalb der ersten 24–48 Stunden. Falls möglich, kann später auf orale Vollkost umgestiegen werden. Patienten mit chronischer Pankreatitis sollten Alkohol meiden und die Nahrung auf vier bis sechs Mahlzeiten pro Tag verteilen.

Sofern die exokrine Pankreasinsuffizienz durch Enzyme ausgeglichen werden kann, sollten Patienten den Konsum von Fett nicht verringern. Wichtig ist eine ausreichende Energie- (25–35 kcal/kgKG) und Proteinzufuhr (1,5 g/kgKG). Ein eventuell vorhandener Nährstoffmangel muss ausgeglichen werden.

Quelle: Hauner H et al. Aktuel Ernahrungsmed 2019; 44: 384-419; DOI: 10.1055/a-1030-5207