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Kardioscreening TÜV für junge Sportlerherzen

Autor: Maria Weiß

20 der jungen Sportler hatten eine positive Familienanamnese oder zeigten Symptome oder Auffälligkeiten bei der körperlichen Untersuchung. (Agenturfoto) 20 der jungen Sportler hatten eine positive Familienanamnese oder zeigten Symptome oder Auffälligkeiten bei der körperlichen Untersuchung. (Agenturfoto) © JenkoAtaman – stock.adobe.com
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Der plötzliche Herztod bei jungen Sportlern kommt nicht von ungefähr: In der Regel bestehen bei den betroffenen Jungen und Mädchen vorab Anomalien in der Herzstruktur. Und die lassen sich durch regelmäßige Untersuchungen gut erkennen.

Dem Sekundentod bei jungen Sportlern kann eine ganze Reihe von Herzkrankheiten zugrunde liegen, sowohl angeborene als auch erworbene. Wünschenswert wäre ein Gesundheitsscreening bei sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen, das ausreichenden Schutz vor dem plötzlichen Herztod bietet, ohne dass die Kosten für die wiederkehrenden Untersuchungen aus dem Ruder laufen. Ein Team um Patrizio Sarto vom Sportmedizinischen Zentrum Treviso hat ein solches Programm hinsichtlich des Kosten-Nutzen-Verhältnisses untersucht.

Weiterführende Diagnostik bei etwa jedem Zehnten

In Italien muss jeder, der am organisierten Sport mit regelmäßigem Training teilnimmt, einmal pro Jahr sportmedizinisch untersucht werden. Das Alter bei Beginn dieser Kontrollen hängt von der ausgeübten Sportart ab und liegt zwischen 7 und 14 Jahren. Das italienische Screeningprogramm umfasst eine persönliche und eine Familienanamnese, eine körperliche Untersuchung, ein 12-Kanal-EKG sowie einen Stresstest. Bei entsprechenden anamnestischen Hinweisen oder einem auffälligen EKG erfolgen spezielle Untersuchungen, etwa eine Echokardiografie.

Insgesamt hatten Sarto und Kollegen 22.324 junge Wettkampfsportler in ihre Analyse eingeschlossen. Alles in allem erfolgten über die 11-jährige Studiendauer 65.397 kardiovaskuläre Untersuchungen. Bei der Erstuntersuchung waren die Jungen und Mädchen im Durchschnitt 12 Jahre alt. Bei knapp jedem Zehnten (8,9 %) schlossen sich weitere Untersuchungen wie Echokardiografie, 24-Stunden-EKG oder Kardio-MRT an, bei 14 Wettkämpfern (0,2 %) auch eine Koronarangiografie.

403 Sportler erhielten über das durchschnittliche Follow-up von siebeneinhalb Jahren die Diagnose einer kardiovaskulären Erkrankung, 69 wurde ein erhöhtes Risiko für plötzlichen Herztod attestiert. Von diesen 69 jungen Menschen hatten 17 eine angeborene Herzkrankheit, 14 eine Kanalopathie, 15 wiesen eine Kardiomyopathie und 18 eine post-inflammatorische oder idiopathische linksventrikuläre Myokardnarbe mit ventrikulären Arrhythmien auf. Bei fünf Kindern wurde eine andere Herzerkrankung gefunden.

Gesamtkosten des Screenings lagen bei fünf Millionen Euro

20 der jungen Sportler hatten eine positive Familienanamnese oder zeigten Symptome oder Auffälligkeiten bei der körperlichen Untersuchung. Bei 41 war das Ruhe- und bei 36 das Belastungs-EKG auffällig. Bei 25 fiel die Herzerkrankung schon bei der Erstuntersuchung auf, bei 44 erst später. 51 der Diagnosen stellten die Ärzte bei Kindern unter 16 Jahren.Die Kosten für das Screening lagen für den gesamten Zeitraum bei gut fünf Millionen Euro. Pro diagnostizierter mit Sekundentod assoziierter Erkrankung waren es 73.312 Euro.

In einem einzigen Fall kam es trotz unauffälligen Befunds im Screening zum Herzstillstand beim Sport. Der 15-Jährige konnte wiederbelebt werden. Bei den 65 jungen Leuten, denen der Wettkampfsport aufgrund ihrer Herzerkrankung verboten worden war, erlitt keiner in den Jahren danach einen Herzstillstand. Vier von ihnen konnten nach einer Katheterablation ihren Sport wieder ausüben.

Quelle: Sarto P et al. Eur Heart J 2023; 44: 1084-1092; DOI: 10.1093/eurheartj/ehad017