Schnarcher nicht unversorgt lassen! Was man bei mangelnder CPAP-Adhärenz tun kann

DGP-Kongress 2025 Autor: Friederike Klein

Die kontinuierliche nächtliche Überdruckbeatmung ist effektiv gegen Atemaussetzer im Schlaf. Die kontinuierliche nächtliche Überdruckbeatmung ist effektiv gegen Atemaussetzer im Schlaf. © Andrey Popov - stock.adobe.com

Die kontinuierliche nächtliche Überdruckbeatmung ist effektiv gegen Atemaussetzer im Schlaf.

Sie muss aber regelmäßig angewendet werden, um gesundheitliche Folgen einer obstruktiven Schlafapnoe zu verhindern. Zwar gibt es Alternativen, doch auch sie haben ihre Tücken.

Bei einem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) ≥ 15 ist eine kontinuierliche nächtliche Überdruckbeatmung (CPAP) indiziert. Sie wird bereits bei Werten ≥ 5 empfohlen, wenn Tagesschläfrigkeit, kognitive Defizite oder Depression als Folge der schlafbezogene Atemstörungen oder kardiovaskuläre Komorbiditäten hinzukommen, berichtete Prof. Dr. ­Wolfgang ­Galetke von der Vamed Klinik Hagen Ambrock. In einer Studie aus Mecklenburg-Vorpommern lag die OSA-Prävalenz mit einem AHI ≥ 15 bei 21 % (Männer 30 %, Frauen 13 %) und stieg mit dem Alter an.1 6 % der Teilnehmenden wiesen einen AHI ≥ 5 und eine Tagesschläfrigkeit auf (> 10 Punkte gemäß Epworth Sleepiness Scale [ESS]). Sie kommen damit ebenfalls für die CPAP infrage.

Ziel ist, die kumulative Krankheitslast im höheren Alter durch eine frühzeitige effektive Therapie der OSA gering zu halten. Eine CPAP reduziert beispielsweise das Risiko erneuter kardiovaskulärer Ereignisse gegenüber keiner CPAP-Therapie signifikant (Hazard Ratio, HR, 0,69) – wenn sie mindestens vier Stunden pro Nacht genutzt wird.2 Das ist aber nicht immer der Fall, berichtete Prof. Galetke. Zudem brechen Betroffene die CPAP-Therapie häufig ab. In einer französischen Registerstudie wendeten 23,1 % nach einem Jahr und 47,7 % nach drei Jahren die CPAP nicht mehr an.3 „Der CPAP-Abbruch darf nicht das Ende sein“, mahnte Prof. Galetke. In der Studie erhielten nur 1,7 % danach eine Zweitlinientherapie, beispielsweise eine Uvulopalatopharyngoplastik, eine Tonsillektomie, einen kieferchirurgischen Eingriff oder eine Unterkieferprotrusionsschiene. 26 % starteten allerdings innerhalb von zwölf Monaten nach einem ersten Therapieabbruch erneut mit der CPAP-Therapie und etwa zwei Drittel hielten die Behandlung danach durch. Die Wiederaufnahme der CPAP reduzierte die Mortalität über die folgenden Jahre um 38 %.4

Prof. Galetke empfahl daher, zunächst immer eine mangelnde CPAP-Adhärenz anzugehen und einen Therapieabbruch nicht hinzunehmen. Mit einem Fragebogen fürs Wartezimmer kann die Patientenzufriedenheit, die Schlafzeit pro Nacht, die Dauer der Nutzung pro Nacht sowie die Veränderung der subjektiv empfundenen Schlafqualität und des subjektiven Befindens abgefragt werden. Zeigen die Patientenangaben zu Zufriedenheit und Symptomlast zusammen mit objektivierbaren Therapieerfolgen noch Verbesserungsbedarf, sollte zunächst versucht werden, die CPAP so anzupassen, dass ein Fortsetzen der Therapie möglich ist. Stimmen weder subjektive Zufriedenheit noch objektivierter Behandlungserfolg, sollte eine Folgetherapie besprochen werden. 

Auf eine Unterkieferprotrusionsschiene sprechen Patientinnen und Patienten mit OSA aller Schweregrade an, berichtete Dr. ­Dagmar ­Norden, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Schlafmedizin aus Oldenburg. Die Erfolgsrate ist abhängig vom Grad der Retrognathie. Bei etwa einem Drittel der von OSA Betroffenen gibt es zahnmedizinische Kontraindikationen, viele benötigen vorab eine Zahn- oder Parodontalbehandlung. Außerdem muss man mit einer längeren Eingewöhnungs- und Titrationsphase rechnen. Die häufigen Nebenwirkungen müssen vorab kommuniziert werden, sonst bleiben die Patientinnen und Patienten nicht dabei. Praktisch bei allen Patientinnen und Patienten wandern die Zähne, sagte Dr. Norden. Viele bemerken es aber gar nicht. Dazu kann es transient zu Schmerzen von Kau- und Kopfmuskulatur, in den Kiefergelenken und zur Odontalgie kommen. Auch bei der Unterkieferschiene ist die Adhärenz ein Problem. Trotz erfolgreicher Therapie kehren einige Betroffene wieder zur CPAP zurück, berichtete sie. Eine Strategie zur Verbesserung der Adhärenz insgesamt kann es sein, Maske und Schiene abwechselnd zu nutzen.

Bei leicht- bis mittelgradiger OSA mit Atemaussetzern nur in Rückenlage kommt für Betroffene eine Therapie zur Rückenlageverhinderung mit validierten Systemen in Betracht. Auch in diesem Fall sind nicht alle Anwendenden zu einem längerfristigen Einsatz bereit, berichtete ­Nathalie ­Mand, niedergelassene Pneumologin und Schlafmedizinerin aus Unna.5 Bei OSA und ausgeprägter Adipositas > 40 m2/kg kann eine bariatrische OP erwogen werden. Eine andere chirurgische Option ist die Uvulopalatopharyngoplastie, durch die sich eine anatomische Enge beseitigen lässt. Bei entsprechender Indikation ist dieser Eingriff in 70 % der Fälle effektiv. Auf die Zungenmuskelstimulation sprechen einige OSA-Betroffene sehr gut an, andere kaum, ergänzte Prof. Dr. ­Armin ­Steffen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Ein Trainingseffekt ist nicht zu erwarten – die nächtliche Stimulation muss dauerhaft erfolgen.

* Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin

Quelle: 1.Fietze I et al. J Sleep Res 2019; 28: e12770; doi: 10.1111/jsr.12770
2.Sánchez de-la-Torre M et al. JAMA 2023; 330: 1255-1265; doi:10.1001/jama.2023.17465
3.Pépin JL et al. J Clin Med 2021; 10: 936; doi: 10.3390/jcm10050936
4.Pépin JL et al. Eur Respir J 2024; 63: 2301171; doi:10.1183/13993003.01171-2023
5.Beyers J et al. J Clin Sleep Med 2018; 14: 575-583; doi: 10.5664/jcsm.7048