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Adipositaschirurgie: Kardiorenaler Benefit in den ersten Jahren bestätigt

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die kardiorenale Organachse von adipösen Typ-2-Diabetikern profitiert von operativen Eingriffen zur Gewichtsabnahme. Die kardiorenale Organachse von adipösen Typ-2-Diabetikern profitiert von operativen Eingriffen zur Gewichtsabnahme. © shidlovski – stock.adobe.com
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Fettleibige Typ-2-Diabetespatienten können durch Adipositaschirurgie nicht nur schnell an Gewicht verlieren – postoperativ sanken auch das Risiko für Nieren- und Herz-Kreislauf-Komplikationen. Und das unabhängig von der ursprünglichen Nierenfunktion, so das Ergebnis einer schwedischen Kohortenstudie.

Adipositas wie Diabetes Typ 2 prädisponieren unter anderem für renale und kardiovaskuläre Komplikationen. Ein schwedisches Forscherteam um Dr. ­Vasileios ­Liakopoulos, Universität Göteborg, ging daher der Frage nach, welche Auswirkungen die Gewichtsabnahme nach einem Roux-en-Y-Magenbypass auf die kardiorenale Organachse hat.

Mithilfe verschiedener nationaler Datenbanken, unter anderem des nationalen Diabetes- und des skandinavischen Adipositaschirurgie-Registers, identifizierten die Wissenschaftler 5321 adipöse Patienten mit Typ-2-Diabetes im Alter zwischen 18 und 65 Jahren (durchschnittlicher Body-Mass-Index > 40 kg/m²), die sich zwischen 2007 und 2015 einer Magenbypass­operation unterzogen hatten.

Das Vergleichskollektiv umfasste weitere 5321, bezüglich des Geschlechts, des Alters, des Body-Mass-Index sowie des Zeitpunkts gematchte Personen, die keine chirurgische Behandlung erhalten hatten.

Die Forscher verglichen beide Kollektive im Hinblick auf die Nierenfunktion, wobei sie unter anderem Makroalbuminurie, die Halbierung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) sowie verschiedene Nierenerkrankungen (akutes und chronisches Nierenversagen, Dialysepflichtigkeit, Nierentransplantation, diabetische Nephropathie) betrachteten. Die sekundären Studienendpunkte bildeten die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität.

Die mediane Nachbeobachtungsdauer betrug im Kollektiv der operierten Patienten 4,7 und im Kontrollkollektiv 4,6 Jahre. Der chir­urgische Eingriff erfolgte in 96 % der Fälle laparoskopisch. Während der ersten beiden Nachsorgejahre beobachteten die Wissenschaftler in der Operationsgruppe eine merkliche Abnahme des Body-Mass-Index und des HbA1c-Werts sowie eine weniger deutliche Abnahme des Serumkreatinins und der Mikro- und Makroalbuminurie.

Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate blieb in dieser Gruppe im Wesentlichen stabil, wogegen sich in der Kontrollgruppe die Nierenfunktion leicht verschlechterte. 305 der operierten, aber 575 der konservativ behandelten Patienten entwickelten eine Makroalbuminurie, was einer signifikanten Risikoreduktion um 45 Prozent entsprach (Hazard Ratio [HR] 0,55).

Auch bezüglich der meisten renalen Parameter bestand ein signifikanter Behandlungsvorteil in der Operationsgruppe, wie mit Blick auf die Halbierung der eGFR, das akute Nierenversagen, die chronische Niereninsuffizienz sowie die diabetische Nephropathie deutlich wurde.

Auch bezüglich kardiovaskulärer Endpunkte zeigten sich Vorteile: Der bariatrische Eingriff ging mit einer deutlich geringeren Gesamtmortalität (HR 0,58) sowie Mortalität aufgrund einer kardiovaskulären Erkrankung (HR 0,36) einher und schützte insbesondere vor einer Herzinsuffizienz (HR 0,33). Das Risiko für eine kombinierte tödlich oder nicht-tödlich verlaufende kardiovaskuläre Erkrankung sowie das Risiko für eine nicht-tödliche kardiovaskuläre Erkrankung sanken nach der Operation ebenfalls signifikant, jedoch weniger deutlich.

Abschließend verglichen die Forscher das renale und kardiovaskuläre Outcome der beiden Studiengruppen unter Berücksichtigung der Ausgangs-Nierenfunktion zu Beginn der Studie. Hier zeichnete sich unabhängig von der eGFR für die bariatrische Chirurgie eine klare Risikoreduktion bezüglich der Schlüsselendpunkte ab.

Rolle des Gewichtsverlusts auf kardiorenale Gesundheit klären

Der Gewichtsverlust nach einem bariatrischen Eingriff, so das Fazit der Autoren, hat umfangreiche positive Effekte auf die renale und kardiovaskuläre Gesundheit adipöser Patienten mit Diabetes Typ 2. Auch Betroffene mit einer bereits fortgeschrittenen Niereninsuffizienz profitieren dabei von einer entsprechenden Intervention im Sinne eines Hinauszögerns der Dialysepflichtigkeit.

Prospektive Studien müssen laut der Forscher nun die Ergebnisse bestätigen und klären, inwiefern sich eine nicht-chirurgische Gewichtsreduktion, beispielsweise in Form pharmakotherapeutischer Ansätze, auf die kardiorenale Gesundheit auswirkt.

Quelle: Liakopoulos V et al. Diabetes Care 2020; 43: 1276-1284; DOI: 10.2337/dc19-1703