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Beinflecken vom Bauchaortenaneurysma – Hautveränderungen als Symptom möglich

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Per Sono ist ein Bauchaortenaneurysma zwar gut zu erkennen. Bei atypischen Symptomen wird sie aber kaum genutzt. Per Sono ist ein Bauchaortenaneurysma zwar gut zu erkennen. Bei atypischen Symptomen wird sie aber kaum genutzt. © Immanuel Albertinen Diakonie/sonographiebilder.de
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Auch ein nicht-rupturiertes Bauchaortenaneurysma kann symptomatisch sein und sollte dringend abgeklärt und ggf. operiert werden. Das zeigt ein Fall aus Bern mit untypischer Symptomatik.

Typisch für ein Bauchaortenaneurysma (BAA) sind lumbale Rücken- sowie Bauch- und Flankenschmerzen – sowohl bei der nicht-rupturierten als auch bei der rupturierten Form. Druckdolenz des Aneurysmas erhärtet den Verdacht, dass die Beschwerden tatsächlich aneurysmabedingt sind. Vereinzelt drückt ein großes BAA auch lokal auf Dünndarm, Ureter oder umliegende Venen, die Patienten klagen dann über Völlegefühl und Übelkeit bzw. Harnabflussstörungen oder entwickeln Thrombosen.

Die 63-jährige Patientin von Chantal Güleryüz-Stutzer und Kollegen wurde allerdings aufgrund des Verdachts auf beidseitige Beinischämie ins Universitätsklinikum Bern überwiesen. Denn die Raucherin berichtete neben den eigentlich typischen linksbetonten Rücken- und Flankenschmerzen über starke bilaterale, intermittierend auftretende Beinschmerzen. Zusätzlich hatte sie zahlreiche fleckige livide Verfärbungen im Bereich der unteren Extremitäten. In der umgehend eingeleiteten CT-Angiographie fand sich ein riesiges BAA mit einem Maximaldurchmesser von 14 cm. Indiziert wäre ein Eingriff – selbst bei nicht-symptomatischem Aneurysma – bereits ab 5 cm gewesen.

In der darauffolgenden Notoperation zeigte sich ein BAA mit mehreren bläulichen Aussackungen ante perforationem und dorsal eine chronische Ruptur mit freiliegendem Ligamentum longitudinale anterius. Nach offenem Aorta-Ersatz mittels Kunststoff-Y-Prothese erholte sich die Patientin, auch die Schmerzen im Bereich der Hautembolien an den Beinen gingen langsam zurück. Vor allem die gesehenen multiplen Hautembolien sind für ein BAA selten, betonen die Gefäßspezialisten. Solche embolischen Ereignisse kommen eher bei peripheren Aneurysmen – insbesondere Poplitealaneurysmen – vor.

In der MRT-Untersuchung zwei Jahre zuvor übersehen

Beim BAA entwickeln laut einer älteren Studie lediglich 5 % der Patienten periphere Embolien, meist Mikroembolien in Form eines „Blue toe“-Syndroms. Beschwerden wie im vorliegenden Fall mit großflächigeren Hautveränderungen an den Beinen fanden die Berner Ärzte bei ihrer Recherche lediglich im Rahmen eines weiteren Aortenaneurysma-Fallberichts, bei dem die Hautveränderungen auf Mikro- bzw. Cholesterinembolien zurückgeführt wurden. Atypische BAA-Symptome können die Diagnosestellung erschweren, warnen die Autoren. Richtungsweisend im vorliegenden Fall war, dass sich bei der Palpation ein druckdolenter, pulsatiler abdominaler Tumor zeigte.

Dass man der 63-Jährigen die Schmerzepisode und die Notfalloperation hätte ersparen können, zeigte die nochmalige Begutachtung des zwei Jahre zuvor angefertigten MRT. Dieses war zur Abklärung chronischer lumboradikulärer Schmerzen entstanden und zeigte schon ein über 8,5 cm großes BAA, nur hatte man es damals offensichtlich übersehen.

Quelle: Güleryüz-Stutzer C et al. Swiss Med Forum 2020; 20: 332-334; DOI: 10.4414/smf.2020.08440