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Corona: Antigen-Selbsttest ist mit der richtigen Anleitung so zuverlässig wie beim Profi

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Laien können mit Corona-Selbsttests  verlässliche Ergebnisse erzielen. Oft wird jedoch die Aussagekraft des Ergebnisses missverstanden. Laien können mit Corona-Selbsttests verlässliche Ergebnisse erzielen. Oft wird jedoch die Aussagekraft des Ergebnisses missverstanden. © okrasiuk – stock.adobe.com
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Die Verfahren, mit denen man sich selbst auf SARS-CoV-2 testen kann, sind nur bedingt zuverlässig. Das hat mit der Qualität der Produkte und der Probennahme zu tun, aber auch mit Statistik. Umso wichtiger ist es, Patienten gut zu beraten.

Nach wie vor gibt es zwei Strategien zum direkten Virusnachweis: Den Goldstandard der PCR und die Antigentests. Bei beiden muss das Untersuchungsmaterial von den oberen Atemwegen gewonnen werden, in deren Epithel sich das Virus vermehrt. Falsch-positive Nachweise im Antigentest werden durch einen nachfolgenden PCR-Test erkannt.

Antigentests für die Anwendung durch medizinische Laien unterliegen als In-vitro-Diagnostika dem Medizinproduktegesetz und bedürfen der CE-Kennzeichnung, erklären
Dr. ­Janna ­Seifried und ihre Kollegen vom Robert Koch-Institut in Berlin. Sie müssen hinsichtlich Sicherheit und Leistungsfähigkeit „gebrauchstauglich zur Eigenanwendung durch Laien“ sein. Für den EU-weiten Vertrieb reicht die Veröffentlichung der vom Hersteller erhobenen Leistungsdaten, die unabhängige Validierung ist nicht vorgeschrieben.

Was können sie wirklich?

Unabhängige Daten zur Zuverlässigkeit von SARS-CoV-2-Antigentests finden sich unter: diagnosticsglobalhealth.org (Universitätsklinik Heidelberg)
finddx.org/ sarscov2-eval-antigen
(Foundation for Innovative Diagnostics)

Positives Resultat bedeutet: Ab in Quarantäne!

Auch der beste Antigentest nützt wenig, wenn der Anwender das Ergebnis falsch interpretiert oder wenn es ihm an Eigenverantwortung mangelt. Ein positives Resultat signalisiert lediglich den Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion. Allerdings muss sich der Betroffene schon in dieser Situation in Absonderung begeben und sollte seinen Hausarzt oder ein Testzentrum anrufen. Oft nicht richtig verstanden wird die Aussagekraft eines negativen Resultats, und viele glauben, sie könnten sich gewissermaßen freitesten. Der fehlende Nachweis von Virusantigen schließt die Infektion jedoch keinesfalls aus. Ein negatives Ergebnis ist kein Freifahrtschein für den Verzicht auf Schutzmaßnahmen. Die Antigentests benötigen zum Nachweis eine sehr hohe Viruslast. Sie spüren Infektionen am ehesten kurz vor Beginn der ersten Krankheitszeichen und in der frühen symptomatischen Phase auf. Beim ungezielten Einsatz ohne Beschwerden ist die Sensitivität hingegen deutlich geringer. Keinesfalls eignen sich die Tests für Kontaktpersonen, um eine Quarantäne zu verkürzen oder zu umgehen. Allerdings sollte man die Chancen der Eigenkontrolle nicht unterschätzen. Sie ermöglicht etwa die rasche Testung vieler Personen und damit das Aufspüren zahlreicher, andernfalls unentdeckter Infektionen. Betroffene können Kontaktpersonen eigenverantwortlich warnen, noch vor der Bestätigung durch die PCR. Dass Laien bei richtiger Anleitung mit den Selbsttests vergleichbare Ergebnisse erzielen wie medizinisches Personal, konnte in Studien gezeigt werden. Was viele nicht wissen: Zur Berechnung der Wahrscheinlichkeit, mit der ein positiv Getesteter tatsächlich das Virus in sich trägt, muss man neben Sensitivität und Spezifität des jeweiligen Tests auch den Anteil tatsächlich Infizierter unter den Getesteten kennen.

Kritisch sind Zeitpunkt und Qualität der Probennahme

Die Autoren verdeutlichen diesen Sachverhalt an einem Beispiel: Sie nehmen an, dass 0,22 % der Untersuchten das Virus in sich tragen, wenn bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 pro 100 000 ungezielt getestet wird und das Meldewesen etwa ein Drittel der Infizierten erfasst. Zudem gehen sie davon aus, dass die Sensitivität des Antigentests bei symptomfreien Personen 60 % und die Spezifität 97 % betragen. Bei dieser Konstellation liegt der negative Vorhersagewert des Antigentests bei 99,91 %, der positive bei 4,17 %. Zu berücksichtigen ist ferner, dass diese Werte stark vom Testzeitpunkt sowie der Qualität des Tests bzw. der Probennahme abhängen.

Quelle: Seifried J et al. Epid Bull 2021; 8: 3-9; DOI: 10.25646/8040