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Die Hälfte der deutschen Kinder und Jugendlichen hat einen Jodmangel

Autor: Dr. Judith Lorenz

Der heimische Salzkonsum hält die Mangelversorgung nicht auf – auch dann nicht, wenn die Jodkonzentration erhöht wird. Der heimische Salzkonsum hält die Mangelversorgung nicht auf – auch dann nicht, wenn die Jodkonzentration erhöht wird. © iStock/MichelGuenette
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Mehr als jedes zweite Kind weist hierzulande einen Jodmangel auf. Der einfache Lösungsansatz: wenn Salz, dann solches mit einer erhöhten Jodkonzentration.

Ein beunruhigender Trend zeichnet sich ab, warnen Forscher des Arbeitskreises Jodmangel um den Epidemiologen Michael­ Thamm in ihrem Jodmonitoring. Denn die mediane Jod­ausscheidung im Urin von Kindern und Jugendlichen sank in Deutschland in den letzten elf Jahren um fast 25 % auf 88,8 µg/l. Gemäß WHO*-Kriterien besteht damit auf Bevölkerungs­ebene ein milder Jodmangel. Der Grenzwert hierfür beträgt 100 µg/l. Die geschätzte Tageszufuhr wiederum nahm in den letzten elf Jahren um 13 % ab und liegt nun bei 83 µg/d. Der Mangel betrifft rund 58 % der Heranwachsenden, so die Experten weiter. Jungen liegen knapp über der Hälfte der Empfehlung der DGE**, Mädchen knapp darunter.

Jodkonzentration im Salz um 25 % anheben

Eine Ursache für diese Entwicklung sehen Ernährungswissenschaftler und Endokrinologen darin, dass weniger als ein Drittel der verarbeiteten bzw. industriell hergestellten Lebensmittel – die allerdings bis zu 90 % der täglichen Salzzufuhr liefern – jodiertes Speisesalz enthalten. Die Verwendung von Jodsalz im Haushalt kann diese negative Entwicklung der Versorgung nicht aufhalten.

Ein Mangel geht mit gravierenden Gesundheitsfolgen einher, schreiben die Wissenschaftler weiter. So drohen z.B. infolge der unzureichenden Produktion von Schilddrüsenhormonen Hirnentwicklungsstörungen von Feten, Säuglingen und Kleinkindern. Die Folge können u.a. ADHS, verminderte kognitive Leis­tungsfähigkeit, aber auch Probleme in der Feinmotorik sein.

Laut dem Arbeitskreis lassen sich diese Komplikationen durch eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung vermeiden. Sie nehmen die Schweiz, die vor einigen Jahren dasselbe Problem hatte, als Vorbild und fordern drei zentrale Ansätze:

  • Industrie und Lebensmittelhandwerk verpflichten, ausschließlich jodiertes Speisesalz einzusetzen.
  • Die Jodkonzentration im Salz von derzeit 20 auf 25 µg/g anzuheben.
  • Aufklärungsarbeit auf gesellschaftlicher und politischer Ebene zu intensivieren.

Jodmangel ist in Deutschland zwar wieder ein Thema, doch es besteht Hoffnung, schließen die Experten und verweisen auf das Nachbarland: Hier gelang es, durch die Anhebung des Jodierungsgrades von Speisesalz die negative Entwicklung zu stoppen. Mittlerweile leiden dort weniger als 5 % der Schulkinder unter einer Struma.

* World Health Organization
** Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Quelle: Pressemitteilung – Arbeitskreis Jodmangel