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Führt die Jodierung von Speisesalz vermehrt zu Schilddrüsenfunktionsstörungen?

Autor: Maria Weiß

Die Rate an manifesten Hyperthyreosen ging im Vergleich zu den Jahren vor der Beigabe von Jod zu Speisesalz signifikant zurück. Die Rate an manifesten Hyperthyreosen ging im Vergleich zu den Jahren vor der Beigabe von Jod zu Speisesalz signifikant zurück. © iStock/Detry26
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Weltweit ist ein schwerer Jodmangel die häufigste vermeidbare Ursache für geistige Beeinträchtigungen. Dennoch fürchten viele Menschen die „Zwangsjodierung“ von Speisesalz. Eine neue Studie kann sie beruhigen.

Immer wieder wird der Verdacht geäußert, dass die flächendeckende „Zwangsjodierung“ von Speisesalz zu einer Zunahme von Funktionsstörungen der Schilddrüse führt. Das weckt Ängste in der Bevölkerung, manche Menschen lehnen die Anreicherung völlig ab.

Jetzt kann man solchen „Jodgegnern“ eine weitere Studie entgegensetzen, sagte Professor Dr. Jörg Bojunga vom Schwerpunkt Endokrinologie, Diabetologie, Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt. Für die Studie wurden dänische Registerdaten vor (1997–2000) und über zehn Jahre nach (2014–2016) der Einführung der flächendeckenden Jodierung von Speisesalz in Hinblick auf neu aufgetretene Hypo- und Hyperthyreosen ausgewertet.

Die verbesserte Versorgung zeigte den gewünschten Effekt: Die Rate an manifesten Hyperthyreosen ging im Vergleich zu den Jahren vor der Beigabe signifikant zurück – dies war vor allem auf den Rückgang von jodmangelbedingten multifokalen Schilddrüsenautonomien und autonomen Adenomen zurückzuführen. Auch die Häufigkeit des M. Basedow nahm etwas ab. Die Zahl nachweisbarer Hypothyreosen unterschied sich dagegen nicht zwischen den beiden Zeiträumen.

Der tatsächlich in einigen Studien beobachtete Anstieg von Hyper- und Hypothyreosen unmittelbar nach Einführung der Speisesalzjodierung scheint somit ein passageres Phänomen zu sein, das keine Langzeitbehandlung erforderlich machte, sagte Prof. Bojunga. Diese Daten unterstreichen noch einmal die Sicherheit der Maßnahme.

Erst ab 80 Gramm Jodsalz pro Tag wird es kritisch

Neue epidemiologische Daten haben zudem gezeigt, dass es offensichtlich einen U-förmigen Zusammenhang zwischen der Jodversorgung und der Autoimmunität gegen die Schilddrüse gibt. Danach geht sowohl eine sehr niedrige als auch eine extrem hohe Jodaufnahme mit vermehrten Schilddrüsen-Autoantikörpern einher. Um mit Salz in solch einen möglicherweise kritischen Jodbereich zu kommen, müssten 80 g Salz an einem Tag verzehrt werden – wer das tut, hat in der Regel ganz andere gesundheitliche Probleme, sagte der Endokrinologe. Die einzige Möglichkeit, bei uns durch die Ernährung zu viel Jod aufzunehmen, wäre ein exzessiver Algenkonsum.

Quelle: 1. Endokrinologie-Update Seminar (Online-Veranstaltung)