Anzeige

Gestationsdiabetes als Warnsignal ernst nehmen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Bei einem vorliegenden Gestationsdiabetes sollte rechtzeitig die Ernährung und der Lebensstil umgestellt werden, damit sich kein Typ-2-Diabetes entwickelt. Bei einem vorliegenden Gestationsdiabetes sollte rechtzeitig die Ernährung und der Lebensstil umgestellt werden, damit sich kein Typ-2-Diabetes entwickelt. © iStock/ratmaner
Anzeige

Ein Gestationsdiabetes verzehnfacht das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Dia­betes. Experten sehen dringenden Handlungsbedarf.

Der Gestationsdiabetes, eine im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel erstmals auftretende Störung des Glukosestoffwechsels, bildet sich zwar nach der Geburt in der Regel wieder zurück. Betroffene entwickeln allerdings im Vergleich zu Frauen mit metabolisch unauffälliger Schwangerschaft später deutlich häufiger einen Typ-2-Dia­betes. Dies berichten Dr. ­Elpida ­Vounzoulaki vom Diabetes Research Centre am Leicester General Hospital und ihre Kollegen.

Um zu klären, inwiefern die Stoffwechselstörung während der Schwangerschaft auf ein Risiko für eine künftige Dia­beteserkrankung hindeutet, hatten die Wissenschaftler 20 Beobachtungsstudien der vergangenen beiden Jahrzehnte ausgewertet. In ihre Meta­analyse waren die Daten von rund 68 000 Frauen mit Gestationsdiabetes und mehr als 1,2 Millionen stoffwechselgesunden Kontrollpersonen eingegangen.

Den Berechnungen der Wissenschaftler zufolge besteht nach der schwangerschaftsassoziierten Stoffwechselstörung ein nahezu zehnfach erhöhtes relatives Risiko für einen Diabetes vom Typ 2. Obwohl statis­tisch nicht signifikant, machten die Wissenschaftler in ethnisch gemischten und nicht-weißen Populationen tendenziell ein geringeres relatives Risiko für einen nachfolgenden Diabetes aus als bei hellhäutigen Frauen.

Viele der werdenden Mütter, bei denen sich ein Schwangerschaftsdia­betes zeigt, sind künftige Typ-2-Diabetikerinnen, warnen die Experten. Sie sehen dringenden Handlungsbedarf und möchten das Bewusstsein der betroffenen Frauen und ihrer Ärzte für diesen Zusammenhang schärfen. Dann, so die Autoren, können im Einzelfall rechtzeitig – möglichst innerhalb der ersten Jahre nach der Geburt – entsprechende Ernährungs- und Lebensstilmodifikationen oder medikamentöse Maßnahmen eingeleitet werden.

Quelle: Vounzoulaki E et al. BMJ 2020; 369: m1361; DOI: 10.1136/bmj.m1361