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Gynäkologische Beschwerden: Naturheilverfahren oder Schulmedizin?

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Zurück zu Tee und Wärmflasche. Zurück zu Tee und Wärmflasche. © iStock/solidcolours
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Granatapfelsamenöl und Traubensilberkerze lindern Hitzewallungen, Ingwer und lokale Wärme Regelschmerzen. Ob als alleinige Therapie oder unterstützend zur Schulmedizin: Naturheilverfahren helfen mitunter besser als eine Schmerztablette.

Naturheilkunde wird zwar häufig als Gegensatz zur „wissenschaftlich orientierten Medizin“ wahrgenommen. Allerdings sind die klassischen Heilverfahren wie Ernährungs-, Bewegungs-, Phyto-, Hydro- oder Ordnungstherapie in der Schulmedizin integriert. Sie können „Krankheiten verhindern, heilen oder lindern“ und medizinische Therapien unterstützen, schreiben Dr. Birthe Osorio und ihre Kollegen von der Frauenklinik im Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach.

Grüner Tee kann Leiomyome schrumpfen lassen

Allerdings müsse man Naturheilkunde klar von Homöopathie und Spagyrik abgrenzen. Obwohl Lehrbücher die (wenigen) evidenzbasierten Daten kaum berücksichtigen, hat sich der „natürliche“ Ansatz bei einer Reihe gynäkologischer Krankheitsbilder bewährt.

Uterus myomatosus

Leiomyome zählen zu den häufigsten gynäkologischen Tumoren. Sie sind zwar meistens gutartig und asymptomatisch, bei etwa jeder dritten Patientin kommt es aber zu Blutungen mit Anämie, Schmerzen, Infertilität, Sterilität, Dyspareunie, Obstipation, Beschwerden beim Wasserlassen bis hin zu Rückenschmerzen. Hier können helfen:

  • Traubensilberkerze (Actaea racemosa/Cimicifuga racemosa) kann Beschwerden lindern und das Myomwachstum verhindern
  • Vitamin D kann die Proliferation der Leiomyomzellen hemmen
  • grüner Tee sowie Curcumin können die Myom-Größe reduzieren

Menopausebeschwerden

Zwei Drittel der Frauen haben während der Menopause u.a. mit Hitzewallungen, Libidomangel, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen zu kämpfen.

Ingwer ist laut Studien den Analgetika überlegen

Nach einer genauen Anamnese, kommen verschiedene Ansätze in Betracht:

  • Gewichtsreduktion (mind. 10 %) kann Hitzewallungen verringern oder einen Stillstand bewirken
  • Johanniskraut hilft bei Stimmungsschwankungen und leichten bis mittelschweren Depressionen
  • Traubensilberkerze lindert Hitzewallungen
  • Granatapfelsamenöl verbessert Hitzewallungen und Schlafstörungen

Dysmenorrhö

Die betroffenen Patientinnen leiden häufig unter Kopfschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit, Diarrhö und krampfartigen Unterleibsschmerzen. Die Symptomatik kann sich aber nach Schwangerschaft, bei Einnahme von Kontrazeptiva sowie nach positiver Stressbewältigung deutlich bessern. Die Auswahl an Naturheilverfahren reicht von Aromatherapie (z.B. Lavendelöl), Vit­aminen (B1, E), Magnesium, Omega-3 und Schafgarbenkraut bis hin zu Ingwer, der – laut Studien – sogar Schmerzmitteln überlegen ist. Auch die gute alte Wärmflasche (39 °C) ist effektiver als Paracetamol und mit der Wirkung von Ibuprofen vergleichbar.

Das hilft gegen Dysmenorrhö

  • lokale Wärmeanwendung
  • Bewegung, z.B. regelmäßige Yoga-Übungen
  • Aromatherapie mit Lavendelöl, Vitamin B1 (100 mg/Tag über 90 Tage) und/oder Omega-3-Fettsäuren
  • Akupressur
  • Ingwer (750–2000 mg/ Tag während der ersten 3–4 Tage der Menstruation); Nebenwirkungen: Sodbrennen, Benommenheit
  • Mönchspfeffer; Nebenwirkungen: juckende Exantheme, Kopfschmerzen, Wechselwirkungen mit Dopamin-Rezeptorantagonisten
  • Honig, Gelée Royal; allergische Nebenwirkungen möglich
  • Akupunktur/Moxibustion; Nebenwirkungen: Schwindel, Hautrötung
  • transkutane elektrische Nervenstimulation (vergleichsweise kompliziert); kontraindiziert bei elektronischen Implantaten, Herzrhythmusstörungen, Anfallsleiden und Hauterkrankungen im Anwendungsbereich; Nebenwirkungen: Schmerzverstärkung, Muskelschmerzen

Endometriose

Bei etwa 10 % der Frauen im reproduktiven Alter findet man Gebärmutterschleimhaut außerhalb des Uterus. Diese kann chronische Unterbauchschmerzen, Dyspareunie, Defäkationsschmerzen und Dysmenorrhö verursachen. Folgendes kann sinnvoll sein:
  • Pinienrindenextrakt
  • Omega-3-Fettsäuren (800 mg/Tag über 12 Monate) lindern Entzündung und Schmerzen
  • Resveratrol (Flavonoid aus Trauben/Rotwein) und Epigallocatechingallat (Grüntee-Extrakt) wirken entzündungshemmend, proaptotisch und antiproliferativ.
  • Vitamin D
  • Ernährungsberatung (mediterrane Kost)

Inkontinenz

Blasenschwäche ist häufig ein Tabuthema, deshalb ist die Nachfrage zur Selbstmedikation bzw. an alternativen medizinischen Produkten besonders groß. Beckenbodentraining, Gewichtsreduktion sowie die Einnahme von einem Präparat aus Crataeva-Rinde, Ackerschachtelhalm und Lindera-Wurzel wirken sich positiv auf die Belastungs- und Drang­inkontinenz aus. Auch Präparate mit Weihrauch und Cyperus scariosus verbessern nachweislich die Symptomatik.

Quelle: Osorio B et al. klinikarzt 2019; 48: 22-26