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Kopfschmerzen bei Schülern häufiger als gedacht

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Kopfschmerzen sind auch bei Kindern nicht ungewöhnlich, werden aber nur selten ernst genommen. Kopfschmerzen sind auch bei Kindern nicht ungewöhnlich, werden aber nur selten ernst genommen. © New Africa – stock.adobe.com
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Kindern mit Kopfschmerzen wird zu wenig Beachtung geschenkt. Laut einer Befragung haben knapp drei von vier Siebtklässlern Kopfschmerzen, aber nur einer von ihnen geht deswegen zum Arzt.

Nicht nur Erwachsene leiden an Migräne und Kopfschmerzen, sondern auch Kinder. Doch bei ihnen wird der Brummschädel oft nicht ernst genommen und schon gar nicht vom Arzt behandelt, wie eine nationale Befragung ergab.

Das Gefährliche: Kopfschmerz­erkrankungen in jungen Jahren können die körperliche und seelische Gesundheit stark beeinträchtigen. Sie erhöhen zudem das Risiko für chronische Kopfschmerzen im Erwachsenenalter und bahnen oft den Weg für eine Suchtkarriere und Drogenmissbrauch.

Wie weit verbreitet Cephalgien zum Beispiel unter Schülern sind, war bisher unklar. Nun präsentiert das Team um Professor Dr. Hartmut Göbel von der Schmerzklinik Kiel die Zwischenauswertung einer repräsentativen Befragung von Siebtklässlern. In der Zufallsstichprobe von mehr als 2100 Kindern litten 72 % in den vorangegangenen drei Monaten mindestens einmal an Kopfschmerzen, von denen vor allem die Mädchen betroffen waren. Bei 39 % der befragten Schüler sprachen die Symptome für eine Migräne, bei 33 % für einen Spannungskopfschmerz. Von den jungen Migränepatienten litt etwa jeder vierte unter starken Kopfschmerzen und der Großteil fühlte sich dadurch im Alltag stark beeinträchtigt. Bei Spannungskopfschmerzen traf dies nur auf etwa 8 % zu.

Auffällig war die Häufung von Kopfschmerzen in den Familien der betroffenen Kinder. Das spricht dafür, dass neben einer genetischen Veranlagung auch das psychosoziale Umfeld, der familiäre Umgang mit Cephalgien und das allgemeine Gesundheitsverhalten eine wichtige Rolle spielen, schreiben Prof. Göbel und seine Kollegen.

Präventionsprogramme dringend benötigt

Nur ein Viertel der betroffenen Schüler suchte wegen der Kopfschmerzen einen Arzt auf, aber die Hälfte nahm deswegen Medikamente ein. Die Befragung zeigte auch mögliche Präventionsansätze auf: Kinder, die beispielsweise maßvoll Sport trieben, ausgeglichen waren, sich genügend Schlaf gönnten und regelmäßige Essens- und Zubettgehzeiten einhielten, hatten weniger Migräne und andere Kopfschmerzen.

Nach Einschätzung der Autoren unterstreichen ihre Studienergebnisse den dringenden Bedarf an Präventionsprogrammen wie die „Aktion Mütze – Kindheit ohne Kopfschmerzen“. Diese können das Wissen um Kopfschmerzen und ihre Behandlung bei Eltern, Lehrern und Schülern verbessern und so Verhaltensänderungen bewirken.

Quelle: Göbel H et al. Schmerzmed 2020; 36: 29-30; DOI: 10.1007/s00940-020-0611-x