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Lungentransplantation: Training verbessert die Leistungsfähigkeit

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 350 Lungentransplantationen durchgeführt. Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 350 Lungentransplantationen durchgeführt. © Science Photo Library/ PHANIE/HOP FOCH
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Die Wartezeit auf eine neue Lunge ist lang. Umso mehr Bedeutung hat es, die Kandidaten auf der Transplantationsliste so fit wie möglich zu halten. Ein strukturiertes körperliches Training kann dazu beitragen.

Wenn bei fortgeschrittenen Lungenerkrankungen das Organ gar nicht mehr tut, stellt eine Transplantation oftmals die letzte Behandlungsmöglichkeit dar. Im Vergleich zu anderen Organ­übertragungen begeistern die Ergebnisse danach aber immer noch nicht. Emily­ Hume vom Department of Sport, Exercise and Rehabilitation an der University of Northumbria in Newcastle upon Tyne und ihre Kollegen wollten wissen, ob ein strukturiertes körperliches Training diesen Patienten helfen kann.

Dazu durchforsteten sie die einschlägigen Datenbanken nach entsprechenden Untersuchungen. Sie fanden neun Studien mit fast 1500 potenziellen Empfängern und zwölf Studien mit rund 1100 tatsächlich Transplantierten. Eine Metaanalyse der Daten gelang wegen der ausgeprägten Variationen in der Art der Patienten, des Trainings, der Grund­erkrankung, des Designs und der Outcomes nicht.

Training kann nur nutzen, nicht schaden

So viel konnten die Forscher aber immerhin entnehmen: Ein Trainingsprogramm vor der OP verbesserte fast immer die Gehstrecke, und zwar in klinisch relevantem Ausmaß, oder hielt sie zumindest konstant. Dabei waren ambulante und stationäre Interventionen gleichwertig; ebenso Ausdauer- und Krafttraining, Intervall- bzw. kontinuierliches Training. In eine ähnlich positive Richtung ging die subjektiv empfundene gesundheitliche Lebensqualität.

Nach der OP berichteten alle über eine bessere Belastbarkeit, beurteilt etwa mit der Gehstrecke, der Sauerstoffaufnahme unter Belastung oder der Dauer der Belastbarkeit. Ebenso betrachteten die Patienten der Trainingsgruppen ihren Alltag als deutlich positiver, was aber auch auf die geringeren Beschwerden durch die Krankheit zurückgehen könnte.

Klinische Variablen untersuchten die Primärautoren nur selten. Immerhin fand eine Arbeitsgruppe bei Prä-Transplantations-Trainingspatienten längere Überlebenszeiten und eine kürzere stationäre Behandlung als bei Kontrollen.

Insgesamt bringen körperliche Trainingsprogramme sowohl vor als auch nach einer Lungentransplantation in den verschiedensten Domänen ausschließlich Vorteile ohne Nebenwirkungen, betonen die Autoren. Allerdings besteht noch reichlich Forschungsbedarf, was die Art und Häufigkeit dieser Aktivitäten und ihre Wirkung auf klinische Parameter betrifft, optimalerweise aufgeschlüsselt nach den verschiedenen Lungenerkrankungen.

Quelle: Hume E et al. Eur Respir Rev 2020; 29: 200053; DOI: 10.1183/16000617.0053-2020