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Betazellen und Insulinsensitivität  Weiblich, jung, diabetesgefährdet

Autor: Dr. Franziska Hainer

Bis zu 20 % der Frauen – die meis­ten von ihnen in jungen Jahren – sind von einem Schwangerschaftsdiabetes oder einem polyzystischen Ovarialsyndrom betroffen. (Agenturfoto) Bis zu 20 % der Frauen – die meis­ten von ihnen in jungen Jahren – sind von einem Schwangerschaftsdiabetes oder einem polyzystischen Ovarialsyndrom betroffen. (Agenturfoto) © New Africa - stock.adobe.com
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Schwangerschaftsdiabetes und polyzys­tisches Ovarialsyndrom treiben das Diabetesrisiko junger Frauen in die Höhe. Verfahren, die eine Insulinresistenz und die Dysfunktion der Betazellen schon sehr früh zeigen, könnten zur Prävention beitragen.

Bis zu 20 % der Frauen – die meis­ten von ihnen in jungen Jahren – sind von einem Schwangerschaftsdiabetes (GDM) oder einem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) betroffen. Bei beiden Erkrankungen ist die Wechselbeziehung zwischen Insulinresistenz und Betazellen gestört und sowohl GDM als auch PCOS erhöhen das Risiko für einen Typ-2-Diabetes deutlich, berichtet eine Autorengruppe um Prof. Dr. Fahmy­ Hanna­ von der Staffordshire ­University. 

Mit einem risikoadaptierten Screening lassen sich diese metabolischen Veränderungen schon  vor dem prädiabetischen Stadium nachweisen. Das sollte eigentlich eine effektive Prävention der Stoffwechselkrankheit möglich machen, erläutern die Experten. Doch bislang fehlt es offenbar am Wissen und an einer einheitlichen Strategie, die zur Verfügung stehenden Testverfahren tatsächlich zu nutzen. Ihrer Meinung nach sollten die Methoden vor allem bei Patientinnen mit GDM und PCOS zum Einsatz kommen.

Frauen mit PCOS nehmen Screening häufig nicht an

Der orale Glukosetoleranztest (OGTT) ist der Goldstandard in der Diabetesdiagnostik. Beim postpartalen Diabetesscreening wird er aber zunehmend von der Bestimmung des HbA1c und der des Nüchternblutzuckers abgelöst, schreiben Prof. Hanna­ und Kollegen. Diese Testverfahren sind weniger aufwendig, erfordern allerdings Mehrfachbestimmungen. Häufig nehmen die Frauen das Diabetesscreening nicht an, sodass die Screeningquoten sowohl bei Schwangeren als auch bei Patientinnen mit PCOS recht niedrig sind.

Der intravenöse Glukosetoleranztest (IVGTT) ermöglicht die Berechnung von Insulinausschüttung und Insulinsensitivitätsindex. Die Insulinausschüttung dient als Maß für die frühe Insulinsekretion, der Insulinsensitivitätsindex spiegelt die systemische Insulinsensitivität wider. Das Produkt aus beidem ist der sogenannte Dispositionsindex, der die Glukosetoleranz abbildet. Sein Absinken zeigt eine Glukose­intoleranz an. Studien ergaben, dass der Dispositionsindex sowohl bei schlanken als auch bei übergewichtigen Frauen mit PCOS im Vergleich zu Frauen mit gleichem Körpergewicht, aber ohne PCOS erniedrigt ist. Der Dispositions­index ist zudem für die Vorhersage des Übergangs zum Typ-2-Diabetes geeignet.

Der Dispositionsindex sagt Übergang in einen Typ-2-Diabetes voraus

Mit dem Insulinsensitivitäts­index 2 (ISSI-2) wurde ein ganz ähnliches Konzept unter Zuhilfenahme des oralen Glukosetoleranztestes (OGTT) entwickelt. Der ISSI-2 korreliert signifikant mit dem Dispositionsindex. Der HOMA-Index (homeostatic model assessment of insulin resistance) schließlich eignet sich dafür, die endogene Insulinresistenz und die Betazellfunktion abzuschätzen. Dieser Wert steigt vier bis drei Jahre vor einer Typ-2-Diabetes-Diagnose an, um dann wieder zu sinken.

Quelle: Hanna F et al. BMJ 2023; 382: e071675; DOI: 10.1136/bmj-2022-071675