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Darmkrebs: Kaffee kann vor Progression schützen und das Leben verlängern

Autor: Ulrike Viegener

Bereits eine Tasse Kaffee täglich wirkte sich positiv auf die Prognose von Patienten mit Darmkrebs aus. Bereits eine Tasse Kaffee täglich wirkte sich positiv auf die Prognose von Patienten mit Darmkrebs aus. © iStock/Floortje
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Beim Kaffeekonsum müssen sich Patienten mit metas­tasiertem kolorektalen Karzinom nicht zügeln. Ganz im Gegenteil: Je mehr Tassen pro Tag, desto besser fällt die Prognose im Vergleich zu Kaffeeabstinenzlern aus.

Kaffee hat eine Vielzahl von Inhaltsstoffen, die in experimentellen Studien ihre anti­oxidativen, antiinflammatorischen, insulinsensibilisierenden oder anti­angiogenetischen Eigenschaften offenbarten. Patienten mit fortgeschrittenem kolorektalen Karzinom (CRC) scheinen von dem „schwarzen Gold“ ganz besonders zu profitieren, wie eine Untersuchung mit 1171 Betroffenen ergab.

Frühere Studien ließen positive Wirkung vermuten

Die Kohorte entstammte einer bereits abgeschlossenen Phase-3-Studie mit anderer Fragestellung, an der die Patienten – damals unbehandelt – teilgenommen hatten. Vor Beginn der Studie machten sie umfassende Angaben zu ihren Lebensgewohnheiten, wozu auch der tägliche Kaffeekonsum gehörte.

Eine Gruppe um Christopher­ Mackintosh­ von der Mayo Clinic School of Medicine, Rochester, hat die ausgewählte Kohorte weiterverfolgt. Dabei wollten die Wissenschaftler klären, ob Kaffee die schlechte Prognose von Patienten mit metastasiertem CRC günstig beeinflusst. Sowohl experimentelle als auch klinische Daten legen eine solche Vermutung nahe.

Vier Tassen reduzierten die Mortalität um ein Drittel

Kaffeetrinker und Nicht-Kaffeetrinker der Studie ähnelten sich hinsichtlich relevanter Krankheitsaspekte nachweislich. Mit Blick auf andere potenziell einflussnehmende Faktoren wie Alter, BMI, Kalorienaufnahme sowie Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen erfolgte eine Datenadjustierung. Fälle mit rascher Progression bzw. Tod in den ersten Monaten wurden aus der Analyse ausgeschlossen. Das Durchschnittsalter lag bei 59 Jahren, der Männeranteil betrug 59 %.

Nach einer Beobachtungszeit von im Mittel 5,4 Jahren ergab sich folgendes Bild: Schon bei einer Tasse Kaffee am Tag ließ sich ein positiver Effekt auf die Prognose feststellen. Die Progressionstendenz war um 5 %, die Mortalität um 7 % reduziert. Mit jeder weiteren Tasse verbesserte sich die Langzeitprognose, wobei sich eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung zeigte – unabhängig vom Koffeingehalt des Kaffees. Bei Patienten, die mindestens vier Tassen täglich tranken, lag das Progressionsrisiko im Vergleich zu Abstinenzlern um 22 % niedriger, das Mortalitätsrisiko um 36 %. Ihre mittlere Überlebenszeit betrug 39 Monate, während Nicht-Kaffeetrinker auf 31 Monate kamen – obwohl die Kaffeekonsumenten tendenziell älter waren, rauchten und mehr Alkohol tranken, wie die Forscher betonen.

Bereits in früheren Studien hatten sich prognoseverbessernde Effekte von Kaffee bei Darmkrebs-patienten abgezeichnet. Dies ist jedoch die erste Arbeit, die eine günstige Wirkung beim metastasierten kolorektalen Karzinom belegt. Koffein scheint dabei keine maßgebliche Rolle zu spielen, denn koffeinhaltiger und koffeinfreier Kaffee hatten ähnliche Effekte.

Vor dem Hintergrund halten es die Autoren für sinnvoll, das anti­neoplastische Potenzial des „schwarzen Goldes“ zu nutzen. Welche zugrunde liegenden biologischen Mechanismen für die Effekte verantwortlich sind, wollen sie in weiteren Arbeiten untersuchen.

Quelle: Mackintosh C et al. JAMA Oncol 2020; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.3938