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Daten für bullöse Autoimmunerkrankungen in Landesregister festgehalten

Autor: Dr. Susanne Gallus

Amtlich registriertes Blasenproblem: Ist der Anstieg durch die Verordnung von Medikamenten bedingt? Amtlich registriertes Blasenproblem: Ist der Anstieg durch die Verordnung von Medikamenten bedingt? © Creative Endeavors – stock.adobe.com
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Wissenschaftler in Schleswig-Holstein sammeln seit 2016 Daten zu Patienten mit bullösen Autoimmundermatosen in einem landeseigenen Register. Erste Erkenntnisse wurden nun veröffentlicht.

Im Jahr 2016 wurde in Schleswig-Holstein ein eigenes Register für bullöse Autoimmunerkrankungen gestartet. Berücksichtigt für die prospektive Sammlung wurden beginnend ab 2015 nur Patienten mit klinisch bzw. histologisch oder über Immunfluoreszenz/ELISA gesicherter Erkrankung. Berechnet wurden die jeweiligen Inzidenzwerte anhand der Einwohnerzahlen des Bundeslandes, stratifiziert nach Geburtsjahr und Geschlecht.

Insgesamt wurden 67 Patienten mit Pemphigoiderkrankungen in das Register aufgenommen, das mittlere Alter betrug 75 Jahre. Die Inzidenz lag bei jährlich 23,4 Patienten pro 1 Million Einwohner. Bei 83 % hieß die Diagnose bullöses Pemphigoid, was einem Inzidenzwert von 19,6 entspricht (16,9 unter Berücksichtigung der Alters). Für diese Erkrankung ließ sich eine deutliche Zunahme in der Gruppe der 85- bis 90-Jährigen beobachten, schreiben Dr. Nina­ van Beek von der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie (Hautklinik) des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Kollegen, die Initiatoren des Registers. Andere Pemphigus-Erkrankungen, darunter Schleimhautpemphigoid, lineare IgA-Dermatose oder Anti-p200-Pemphigoid, waren wesentlich seltener mit Inzidenzen von 2,1, 1,0 und 0,7 Patienten pro Millionen Einwohner und Jahr.

Insgesamt unterscheiden sich die Werte nicht dramatisch von denen anderer aktueller europäischer epidemiologischer Auswertungen, schreiben die Wissenschaftler. Im Vergleich zu früheren Inzidenzwerten aus dem süddeutschen Raum (6,6 im Zeitraum von 1989 bis 1994 und 13,4 von 2001 bis 2002) zeige sich aber ein Anstieg der Fallzahlen. Dies könne an besseren Diagnosemöglichkeiten und am steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung liegen. Der Anstieg könnte aber auch durch die allgemein steigende Häufigkeit neurologischer Erkrankungen und die zunehmende Verordnung von Medikamenten (z.B. Schleifendiuretika und Gliptine), die als Risikofaktoren für die Entwicklung eines bullösen Pemphigoids gelten, bedingt sein.

Erkrankungsinzidenz steigt mit dem Alter

Eine Stärke des neuen Schleswig-Holsteinischen Registers sei neben dem prospektiven Design auch die einzigartige Lage des Bundeslandes, da es auf östlicher und westlicher Seite direkt an Ost- und Nordsee angrenzt und sich im Norden die Landesgrenze zu Dänemark befindet. Damit handelt es sich um ein geografisch relativ gut abgegrenztes Studien­gebiet.

Quelle: van Beek N et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021; DOI: 10.1111/jdv.17107