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Kardiomyopathie-Risiko korreliert mit dem BMI junger Erwachsener

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

In Deutschland sind rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig (15 %), 800 000 haben Adipositas. In Deutschland sind rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig (15 %), 800 000 haben Adipositas. © iStock/Constantinis
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Je schwerer ein junger Mann im Alter von 18 oder 19 Jahren, desto höher sein Risiko, später an einer Kardiomyopathie zu erkranken. Für die dilatative Form steigt die Gefahr linear bereits ab einem BMI von 23 kg/m².

Kardiomyopathien sind schleichend auf dem Vormarsch. Das könnte auch an Lebensstilfaktoren wie Ernährung und körperlicher Bewegung liegen. Mit ihrer großen Datenbankanalyse unterstützen Dr. Josefina Robertson vom medizinischen Institut der Universität Göteborg und ihre Kollegen die Vermutung, dass der Body Mass Index (BMI) bereits im Alter von 18 und 19 Jahren das spätere Kardiomyopathie-Risiko beeinflusst. Datengrundlage für die retrospektive Kohortenstudie waren die Wehrdienst-Musterungsunterlagen­ von 1 668 893 jungen Männern aus den Jahren 1969–2005 sowie schwedische Krankenhausregister. Mit Regressionsanalysen bewiesen die Wissenschaftler die Korrelation der BMI-Werte in jungen Jahren – adjustiert auf Störvariablen wie bereits bestehende kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und Blutdruck – mit dem späteren Auftreten von Kardiomyopathie-Erkrankungen.

Stark Adipöse erkranken achtmal so häufig am Myokard

In den bis zu 46 Jahren Nachbeob­achtungszeit (Median: 27 Jahre) erkrankten 4477 der wehrdienstfähigen Männer an einer Kardiomyo­pathie, davon 59 % an der dilatativen Form. 673 (15 %) entwickelten eine hypertrophe und 480 (11 %) eine alkohol- bzw. drogeninduzierte Kardiomyopathie. Das Risiko für die generell häufigere dilatative Form stieg bereits in normalen BMI Bereichen von 22,5–25 linear an (Hazard Ratio 1,38).

Bei starker Adipositas (Grad II) erhöhte sich das Risiko einer Herzmuskelerkrankung im Vergleich zu Männern, die einen BMI von unter 20 hatten, um das Achtfache. Für jeden Anstieg des Indexwertes um eine Einheit erhöhte sich das Risiko für die Dilatation um den Faktor 1,15, und für die hypertrophe bzw. alkohol-/drogeninduzierte Form um 1,09 bzw. 1,10.

Sieben von zehn Patienten mit dilatierter oder alkoholabhängiger Kardiomyopathie hatten außerdem zu irgendeinem Zeitpunkt die Dia­gnose Herzinsuffizienz erhalten. Diese ist keine Voraussetzung für die Entwicklung der Kardiomyopathie, betonen die Autoren. Umgekehrt wurde allerdings nur in 0,8 % der Männer ohne Kardiomyopathie eine Herzinsuffizienz diagnostiziert.

Quelle: Robertson J et al. Circulation 2019; online first