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Schritte aus der Abhängigkeit: Länger trocken durch die Anonymen Alkoholiker

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das Geheimnis der AA liegt in der emotionalen Unterstützung und der sozialen Interaktionen. (Agenturfoto) Das Geheimnis der AA liegt in der emotionalen Unterstützung und der sozialen Interaktionen. (Agenturfoto) © iStock/SeventyFour
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Jedes Jahr nehmen tausende Abhängige an den Treffen der „AA“ teil. Das Programm scheint den Betroffenen also aus ihrer Sucht zu helfen. Aber wie schlagen sich die Anonymen Alkoholiker im Vergleich zu anderen Suchtprogrammen?

Seit ihrer Gründung im Jahr 1935 in den USA haben sich die „AA“, die Anonymen Alkoholiker, über den gesamten Globus ausgebreitet. Millionen Menschen nehmen regelmäßig an den Gesprächen der kostenlosen Selbsthilfevereinigung teil. Wie effektiv das Programm den Betroffenen aus ihrer Alkoholabhängigkeit heraushilft, haben Forscher um den Psychiater Professor Dr. John­ F. Kelly­ vom Massachusetts General Hospital in Boston nun erstmals in einer Cochrane-Analyse zusammengetragen.

Ein Jahr abstinent zu bleiben wird um 20 % wahrscheinlicher

Das Team wertete 27 Studien mit mehr als 10 500 Teilnehmern aus. Dabei verglichen sie das „Zwölf-Schritte-Programm“ der AA mit ähnlichen manualisierten Konzepten sowie Interventionen aus der Motivations- und der kognitiven Verhaltenstherapie.

Bezüglich der Abstinenzrate erwiesen sich die Zwölf Schritte den anderen Strategien als deutlich überlegen. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Jahr dauerhaft „trocken“ zu sein, lag für Teilnehmer um 21 % höher. Dieser Effekt hielt auch nach 24 bzw. 36 Monaten an. Hinsichtlich des prozentualen Anteils an Abstinenztagen, der längsten Abstinenzdauer sowie der Konsumintensität erwies sich die AA-Strategie mindestens als gleichwertig. Aber das Programm war günstiger als seine Konkurrenz.

Der effektivste Weg zur Abstinenz führt also scheinbar über die AA. Das Geheimnis ihres Erfolgs sind laut den Autoren soziale Interaktionen und emotionale Unterstützung.

1. Kelly JF et al. Cochrane Database Syst Rev 2020; 3: CD012880; DOI: 10.1002/14651858.
2. Pressemitteilung Stanford Medicine