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Seltene Ursache eines Ileus bei Morbus Crohn

Autor: Dr. Anna-Lena Krause

Im Darm des Patienten befand sich eine Brücke, die sich gelöst hatte. (Agenturfoto) Im Darm des Patienten befand sich eine Brücke, die sich gelöst hatte. (Agenturfoto) © iStock/97
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Stenosen im Rahmen eines M. Crohn sind keine Seltenheit. Doch in diesem Fall entdeckten die Gastroenterologen etwas Unerwartetes.

Vor vier Jahren ist bei einem 39-Jährigen M. Crohn dia­gnostiziert worden. Akute Schübe mit Bauchkrämpfen und Durchfall treten etwa dreimal im Jahr auf. Sein Hausarzt behandelt diese mit Budenosid. Als sich der Zustand des Patienten verschlechtert, kommt er in die Gastroenterologie des St. Vinzenz-Hospitals Köln, berichtet der dort tätige Viszeralchirurg Dr. Philipp­ Schmidt-­Wilcke­.

Im CT zeigen sich eine gedeckt perforierte Ileitis terminalis sowie ein Abszess an der Bauchwand. Endoskopisch sieht man entzündliche Veränderungen und eine beginnende, funktionell nicht relevante Einengung im Krummdarm. Einen Eingriff lehnt der Mann ab, jedoch kommt es schon durch eine Antibiotikatherapie zu einer deutlichen Besserung.

Sechs Monate später wird er mit Bauchkrämpfen aber ohne Diarrhö erneut stationär aufgenommen. Einen niedergelassenen Gastroenterologen hat der Patient trotz Anratens der Klinikärzte nie aufgesucht. Wieder lautet der Befund Ileitis terminalis mit Stenose. Im CT erscheint im Bereich der narbigen Engstelle ein metalldichter Fremdkörper. Auf Nachfrage erzählt der Mann, dass sich vor zehn Tagen seine Brücke gelöst und er diese versehentlich verschluckt hat. Die beruhigende Reaktion seines Zahnarztes: Das Metallgerüst würde von allein wieder herausfinden.

Fremdkörper samt 30 cm Darm herausgeschnitten

Ein endoskopischer Bergungsversuch scheitert aufgrund der inzwischen fortgeschrittenen Stenose. Die Chirurgen entfernen daraufhin im Rahmen einer Hemikolektomie zusätzlich einen 30-cm-Abschnitt des entzündeten terminalen Ileus samt Fremdkörper. Eine Woche später darf der Patient nach Hause. Zur Weiterbehandlung wird er an einen Gastroenterologen verwiesen. Die geborgene Brücke kann der Zahnarzt nun wieder anbringen.

Quelle: Schmidt-Wilcke P et al. Internist 2020; 61: 1298-1303; DOI: 10.1007/s00108-020-00872-3