Anzeige

Brustkrebs: Statine verringern Risiko für Herzinsuffizienz

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die Rate notfallmäßiger Hospitalisierung halbierte sich. Die Rate notfallmäßiger Hospitalisierung halbierte sich. © iStock/MichelGuenette
Anzeige

Mammakarzinompatientinnen, die sich einer Chemotherapie mit Anthrazyklinen und/oder Trastuzumab unterziehen müssen, haben ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Statine mildern möglicherweise die Kardiotoxizität dieser Zytostatika.

Frauen mit frühem Brustkrebs werden häufig mit Anthrazyklinen und/oder Trastuzumab behandelt. Beide Substanzen gehen allerdings mit einem erhöhten Risiko für Kardiotoxizitäten einher. Statine schwächen möglicherweise diese Nebenwirkungen ab, wie eine kanadische Arbeitsgruppe berichtet. Nach ersten vielversprechenden kleineren Untersuchungen führte das Team um den Kardiologen Professor Dr. Dr. Husam Abdel-Qadir, Women’s College Hospital, Toronto, eine retrospektive Kohortenstudie durch.

Die Forscher gingen der Frage nach, ob ältere Patientinnen mit neu diagnostiziertem frühem Brustkrebs, die eine Chemotherapie mit Anthrazyklinen und/oder Trastuzumab erhalten, hinsichtlich eines Herzinsuffizienzrisikos von den Lipidsenkern profitieren. Das Kollektiv bildeten 3916 Frauen über 65 Jahren: 2545 hatten Anthrazykline und 1371 Trastuzumab erhalten. Eine vorbestehende Herzinsuffizienz galt als Ausschlusskriterium.

Mittels Propensity-Score-Matching stellten die Forscher 666 mit Anthrazyklinen und Statinen behandelte Frauen weitere 666 gegenüber, die nur die Chemotherapie erhalten hatten. Gleiches machten sie mit den 390 Trastuzumab-Patientinnen.

Rate notfallmäßiger Hospitalisierung halbiert

Teilnehmerinnen unter Anthrazyklin und zusätzlichen Statinen hatten ein niedrigeres Risiko, aufgrund einer Herzinsuffizienz ins Krankenhaus zu kommen als solche ohne Lipidsenker. So betrug die kumulative Inzidenz notfallmäßiger Klinikvorstellungen innerhalb von fünf Jahren bei Einnahme von Statinen 1,2 % und ohne 2,9 %. Dies entsprach einer Risikosenkung um mehr als die Hälfte (Hazard Ratio [HR] 0,45; 95%-KI 0,24–0,85; p = 0,01).

Im Trastuzumab-Kollektiv beobachtete das Forscherteam dagegen unter der Statintherapie keine signifikante Verringerung. Sie bezifferten die kumulative Inzidenz mit bzw. ohne Lipidsenker nach fünf Jahren auf 2,7 % bzw. 3,7 % (HR 0,46; 95%-KI 0,20–1,07; p = 0,07).

Ob eine Kausalität besteht, lässt sich angesichts des retrospektiven Designs nicht beantworten, resümieren die Autoren Dies erfordere randomisierte kontrollierte Studien. Zwischenzeitlich sprechen sie sich für die Statine aus, wenn Frauen mit frühem Brustkrebs eine potenziell kardiotoxische Therapie erhalten müssen.

Quelle: Abdel-Qadir H et al. J Am Heart Assoc 2021; 10: e018393; DOI: 10.1161/JAHA.119.018393