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Jeder fünfte Arzt hat(te) Suizidgedanken

Autor: Maria Fett

Europäische Ärzte waren wesentlich häufiger betroffen als US-amerikanische. Europäische Ärzte waren wesentlich häufiger betroffen als US-amerikanische. © Chinnapong – stock.adobe.com
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Nach Auswertung der Daten von mehr als 70.000 Ärzten steht fest: Ihr Beruf hinterlässt tiefe Spuren auf der Seele. Mehr als jeder sechste Mediziner denkt im Laufe seines Lebens an Selbstmord. Besonders schwer scheint es Kollegen aus Europa zu gehen.

Es ist ein erschreckendes Bild, das chinesische Wissenschaftler zeichnen: Mehr als jeder sechste Mediziner (17,4 %) kämpft irgendwann im Laufe seines Lebens mit dem Gedanken, sich ebenjenes zu nehmen. Dies geht aus einer Metaanalyse der Kollegen von 35 Untersuchungen hervor, in denen man suizidales Verhalten (Gedanken, Planung, Versuche) von insgesamt fast 70.000 Ärzten analysiert hatte.

Europas Ärzte gefährdeter als US-Kollegen

Binnen eines halben Jahres betrug die Prävalenz suizidaler Gedanken in der Studienkohorte 11,9 %, innerhalb eines Monats sowie eines Jahres 8,6 %. Bei relativ vielen Ärzten mündeten die Suizidgedanken sogar in einen konkreten Plan, das eigene Leben zu beenden. Über die Lebensspanne hinweg versuchten aber „nur“ 1,8 %, diesen in die Tat umzusetzen. Daraus ergibt sich eine Jahresprävalenz der Selbsttötungsversuche von 0,3 %.

Da die einbezogenen Studien aus verschiedenen Ländern stammten, ließen sich die Ergebnisse geografischen Regionen zuordnen. So dachten z.B. europäische Ärzte wesentlich häufiger daran, sich das Leben zu nehmen, als ihre US-amerikanischen Kollegen (Lebenszeitprävalenz 20,5 % vs. 9 %). Auch die Prävalenz innerhalb eines Jahres lag fast doppelt so hoch (12,7 % vs. 6,6 %). Welche Faktoren bei den Kollegen die Auslöser für die Suizidgedanken gewesen waren, wurde in der Studie nicht untersucht.

Quelle: Dong M et al. Suicide Life Threat Behav 2020; DOI: 10.1111/sltb.12690


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