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Bluthochdruck von der Darmflora?

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Weniger Salz tut Blutdruck und Mikrobiom gut. Weniger Salz tut Blutdruck und Mikrobiom gut. © iStock/pepifoto
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Weniger Salz scheint auch für das Mikrobiom gesund zu sein – und das wiederum hat Einfluss auf die Blutdruckregulation. Was man bisher hauptsächlich in Tiermodellen gesehen hat, konnten Forscher nun am Menschen bestätigen.

Eine salzreiche Kost schadet nicht nur dem Blutdruck, sie bringt auch das intestinale Mikrobiom durcheinander, wie US-Forscher in einer Studie mit 145 unbehandelten Hypertonikern herausfanden. In deren Blut zirkulierten schon nach nur sechs Wochen Salzreduktion auf 2,3 g/Tag vermehrt kurzkettige Fettsäuren – ein Indikator für die Gesundheit des intestinalen Mikrobioms. Außerdem hatte sich die Hypertonie verbessert.

Deshalb vermuten die Wissenschaftler, dass die Darmflora an der Blutdruckregulation beteiligt ist. Bisher war bereits aus Tiermodellen zur Hypertonie bekannt, dass eine salzreiche Ernährung das intestinale Mikrobiom schädigt – Daten zum Menschen fehlten jedoch.

Kurzkettige Fettsäuren entstehen bei der bakteriellen Verdauung von Faserstoffen. Sie werden im Darm resorbiert, zirkulieren im Blutkreislauf und binden an renale und vaskuläre Rezeptoren. So regulieren sie unter anderem die Freisetzung des blutdruckkontrollierenden Enzyms Renin, schreiben Dr. Li Chen und Kollegen vom Medical College of Georgia. Für ihre Analyse nutzten die Wissenschaftler die Daten einer Cross-over-Studie aus London.

Effekt bei Frauen besonders ausgeprägt

Deren Teilnehmer hatten nach der Instruktion über eine salzreduzierte Kost sechs Wochen Salztabletten oder Placebo eingenommen. Stuhlproben wurden nicht untersucht, weshalb sich die Kollegen aus Georgia mit dem Surrogatparameter kurzkettige Fettsäuren begnügen mussten. Der von ihnen ermittelte Effekt – Druckanstieg in der Salzphase, Reduktion unter Salzrestriktion – ließ sich bei beiden Geschlechtern nachweisen, besonders ausgeprägt aber bei Frauen.

Quelle: Chen L et al. Hypertension 2020; 76: 73-79; DOI: 10.1161/HYPERTENSIONNAHA/120.14800