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ADHS mit Psychosen und Schizophrenie assoziiert

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Zugrunde liegende gemeinsame Mechanismen könnten Störungen in der neuronalen Entwicklung sein. Zugrunde liegende gemeinsame Mechanismen könnten Störungen in der neuronalen Entwicklung sein. © iStock/Bulat Silvia
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Der Zusammenhang scheint wenig überraschend, dennoch belegt eine Metaanalyse von Beobachtungsstudien nun erstmals die Verbindung von ADHS im Kindes-und Jugendalter und der späteren Entwicklung psychiatrischer Erkrankungen.

Leidet ein Kind an ADHS, steigt sein Risiko für eine spätere psychiatrische Erkrankung. Das zeigen die Ergebnisse einer Studie, in der nach Zusammenhängen zwischen ADHS bei Kindern und Jugendlichen und der späteren Entwicklung von Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen gesucht worden war.

Einbezogen in die quantitative Auswertung waren zwölf Studien mit insgesamt 1,85 Millionen Teilnehmern. Die Assoziation zwischen dem ADHS in der Kindheit bzw. Jugend und einer späteren psychiatrischen Erkrankung war signifikant mit einem gepoolten Effekt von 4,74. Sie blieb auch bei Betrachtung einzelner psychiatrischer Diagnosen (z.B. Psychose oder Schizophrenie) hoch und war unabhängig von der Studienmethodik. Hinweise auf einen Publikationsbias ließen sich generell nicht feststellen. Auch wenn es die bisher erste Metaanalyse von Beobachtungsstudien war, fallen die Ergebnisse wenig überraschend aus, heißt es in der Studie.

Liegt es an der Neigung zum Drogenkonsum?

Zugrunde liegende gemeinsame Mechanismen könnten Störungen in der neuronalen Entwicklung sein, die u.a. das dopaminerge System betreffen. Zusätzlich sind frühe Belastungen wie Geburtskomplikationen und ein niedriges Geburtsgewicht gemeinsame Risikofaktoren für ADHS und psychiatrische Erkrankungen. Auch dass bei Kindern z.B. eine Psychose als ADHS fehldiagnostiziert wird, wäre denkbar.

Etwas spekulativer ist die Vermutung, dass die bei ADHS-Jugendlichen bekannte Neigung zu Drogenkonsum eine spätere psychiatrische Erkrankung, v.a. Schizophrenie, triggern könnte. Ob der Einsatz von Psychostimulanzien in der ADHS-Behandlung zu den beobachteten Zusammenhängen beiträgt, ließ sich anhand der Daten nicht beurteilen.

Die Autoren der Studie raten zu einer konsequenten Prüfung junger Patienten mit ADHS auf Prodromalsymptome einer beginnenden Psychose oder Verhaltens-/Stimmungsstörungen. Je früher eine psychiatrische Therapie einsetzt, desto höher die Erfolgsaussichten.

Quelle: Nourredine M et al. JAMA Psychiatry 2021; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2020.4799