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Obstruktive Schlafapnoe: Alternativen zur CPAP-Therapie

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Vor allem für leichtere Erkrankungsformen existieren aber auch Alternativen zur CPAP-Therapie. Vor allem für leichtere Erkrankungsformen existieren aber auch Alternativen zur CPAP-Therapie. © iStock/cherrybeans
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Die ständigen Hypoxien im Rahmen einer ob­struktiven Schlafapnoe belasten Herz und Kreislauf. Dagegen hilft die CPAP-Therapie – doch viele Patienten fühlen sich dabei unwohl. Einigen kann man die nächtliche Masken­pflicht mit konservativen Verfahren ersparen­.

Bei etwa jedem dritten Deutschen zwischen 30 und 69 Jahren findet sich als Indiz für die obstruktive Schlafapnoe ein behandlungsbedürftiger Apnoe-Hypopnoe-Index. Als Therapiestandard gilt immer noch die nächtliche CPAP*-Atmung über dicht sitzende Masken. Viele Betroffene mögen diese Atemhilfe aber gar nicht, empfinden sie als beengend – und tragen sie demnach nicht. Was den therapeutischen Effekt überschaubar macht. Vor allem für leichtere Erkrankungsformen existieren aber auch Alternativen, erklären Professor Dr. Joachim Mauer und Dr. Sarah Leitzbach von der Sektion Schlafmedizin an der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universitätsmedizin Mannheim.

1. Abnehmen

Fast alle Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe sind übergewichtig. Eine Gewichtsabnahme reduziert auch das Fettgewebe in Zunge, Velum und Pharynxwänden, damit weiten sich die oberen Atemwege und stabilisieren sich. Gleichzeitig wird auch das Bauchfett weniger. Dadurch entsteht ein nach kaudal gerichteter Zug, was sich mit einer Tonuserhöhung am kranialen Pharynxende bemerkbar macht.

Abnehmen und vor allem Halten des neuen Gewichts gestalten sich aber für viele Patienten schwierig, betonen die Experten. Deswegen kann man bei stärker Übergewichtigen einen bariatrischen Eingriff erwägen.

Ist es dem Patienten gelungen, sein Gewicht zu reduzieren, sind schlafmedizinische Kontrollen angesagt. Die Schlafapnoe kann weiterhin bestehen bleiben, aber gegebenenfalls helfen nun andere Therapieop­tionen weiter.

2. Volumen­begrenzung

Die meisten Menschen lagern tagsüber Flüssigkeit in den Beinen ein. Ganz besonders gilt das bei Herz-, Nieren- und venöser Insuffizienz. Dieses Volumen fließt dann nachts wieder in Richtung Körperzentrum und auch in den Hals. Dort angekommen, begünstigt es die Obstruktion der Atemwege und damit die Schlafapnoe.

Betroffene sollten daher die tägliche Aufnahme von Salz und Flüssigkeit limitieren. Bei Patienten mit den genannten Erkrankungen optimieren Sie deren Therapie. Aber auch so etwas Einfaches wie ein bisschen Bewegung oder Kompressionsstrümpfe können helfen. Wenn eine CPAP-Behandlung nicht infrage kommt, ist es essenziell, diese nächtliche Volumenverschiebung zu vermeiden, betonen die Mannheimer Kollegen.

3. Lagetherapie

Treten die nächtlichen Apnoen ausschließlich oder zumindest verstärkt in Rückenlage auf, helfen Maßnahmen, die genau diese verhindern. Am besten kommen Kranke mit aktiven Verfahren zurecht: Dabei tragen sie einen Vibrationsalarm am Körper und lernen über eine Konditionierungstherapie, sich automatisch umzudrehen, wenn sie im Schlaf auf dem Rücken liegen. Passive Ansätze kommen in der Regel im Schlaflabor zum Einsatz und bestehen aus speziellen Kissen, Jacken oder Rucksäcken.

4. Unterkieferprotrusions­schienen

Diese Hilfsmittel aus Kunststoff verlagern den Unterkiefer nach vorne und halten ihn dort, unabhängig von der Körperposition. Das weitet den Rachenraum, was der Obstruktion entgegenwirkt. Hierzu muss allerdings ein erfahrener Kollege aus der Zahnmedizin hinzugezogen werden, da dieser die Schiene langfristig individuell anpassen muss und der Zahnstatus eine entscheidende Rolle spielt. So sollten ausreichend viele feste Zähne oder Implantate vorhanden sein. Anfangs empfiehlt es sich allerdings, mit einem Standard­modell auszutesten, inwieweit sich die Symptome damit bessern.

Gelegentlich können myofunktio­nale Übungen der betroffenen Muskulatur die Apnoephasen reduzieren. Spezialisierte Logopäden haben so etwas im Programm. Der Patient muss dafür aber hoch motiviert sein, daher können solche Interventionen individuell zusätzlich erwogen werden. Erfolge zeigen sich oft erst nach Monaten.

Ebenso bleiben „Nasen-Stents“ Einzelfällen vorbehalten: Im Prinzip handelt es sich dabei um Nasopharynx-Tuben, wie Sie sie vielleicht aus der Notfallmedizin-Weiterbildung kennen, nur aus besser verträglichen Materialien wie zum Beispiel weichem Silikon. Für dieses Verfahren darf der Würge­reflex aber nicht empfindlich ausgeprägt sein.

Sauerstoffgabe kann den Atem­antrieb ausschalten

Oft empfiehlt sich eine Kombination aus verschiedenen Therapie­optionen, damit der Patient auf die (ungeliebte) CPAP-Maske verzichten kann, schreiben die Mannheimer Experten. Ausdrücklich abzuraten ist von einer zusätzlichen Sauerstoffgabe in der Nacht, denn sie kann den letzten, hypoxisch bedingten Atem­antrieb ausschalten. Ebenso warnen die Fachleute vor Medikamenten, die gegen die Apnoen selbst helfen sollen. Die Therapie von Grunderkrankungen ist damit natürlich nicht gemeint.

* Continuous Positive Airway Pressure

Quelle: Maurer JT, Leitzbach S. HNO 2020; 68: 791-800; DOI: 10.1007/s00106-020-00947-5