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Adipositas startet schon im Kindergartenalter

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Ein Anstieg des BMI zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr ist besonders riskant. Ein Anstieg des BMI zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr ist besonders riskant. © iStock.com/nilimage
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Wer als Kind zu dick ist, bleibt es oft ein Leben lang. Daran dürften auch schulbasierte Programme nichts ändern. Denn die Weichen für eine Zukunft ohne Übergewicht müssten viel früher gestellt werden.

Die „Adipositas-Epidemie“ hat in den vergangenen Jahren weiter um sich gegriffen. Immer mehr Kinder sind übergewichtig und Versuche gegenzusteuern blieben bislang ohne nennenswerten Erfolg. Beginnen die Anstrengungen vielleicht einfach zu spät?

Dieser Frage ging ein Forscherteam um Mandy Geserick nach. Die Leipziger Wissenschaftler werteten dazu die Gesundheitsdaten von über 51 000 Kindern und Jugendlichen aus und brachten den Body Mass Index (BMI) der Teilnehmer im Kindesalter (0–14 Jahre) mit dem Körpergewicht ihrer Probanden als Jugendliche (15–18 Jahre) in Beziehung. Dabei fanden sie, dass die meisten normalgewichtigen Jugendlichen auch in der Kindheit unauffällig gewesen waren. Umgekehrt wies aber mehr als die Hälfte der übergewichtigen oder adipösen Heranwachsenden schon in der Kindheit zumindest Übergewicht auf, und das schon ab dem fünften Lebensjahr.

Die prospektive Auswertung der Daten zeigte, dass fast 90 % der Kinder, die im Alter von drei Jahren Übergewicht hatten, auch bis ins Jugendalter hinein zu dick blieben. Dabei war vor allem ein starker Anstieg des BMI zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr mit einem erhöhten Risiko für späteres Übergewicht oder gar Adipositas verbunden. Damit, meint Dr. Michael Freemark von der Duke University in Durham, könnten Interventionen zur Begrenzung des BMI, die bisher meist im Schulalter ansetzen, zu spät kommen. Der kritische Zeitraum liege vermutlich um einige Jahre früher und beginne wohl schon mit dem dritten Lebensjahr.

Wer als Kind dünn war und zunimmt, wird eher Diabetiker

Weitere Ergebnisse zum Thema stellte die Gruppe um Dr. Jessica Tyrrell von der University of Exeter vor. Anhand der Daten von mehr als 370 000 Erwachsenen hatten die Forscher gezeigt, dass Übergewichtige, die als Zehnjährige dünn gewesen waren, öfter an Typ-2-Diabetes erkrankten als Personen, die bereits als Kinder zu schwer gewesen waren. Das Erkrankungsrisiko hängt demnach nicht nur vom absoluten Gewicht ab, schlossen die Wissenschaftler. Auch die stetige Zunahme des BMI ab der Kindheit dürfte einen Beitrag leisten. 

Quellen:
1. Geserick M et al. N Engl J Med 2018; 379: 1303-1312
2. Freemark M. A.a.O.: 1371-1372
3. Tyrrell J et al. Vortrag #44, EASD 2018