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Long-COVID-Syndrom durch Epstein-Barr-Virus?

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Die COVID-19-Infektion könnte die Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus triggern und damit das Long-COVID-Syndrom auslösen. Die COVID-19-Infektion könnte die Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus triggern und damit das Long-COVID-Syndrom auslösen. © iStock/Dr_Microbe
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Wird eine Epstein-Barr-Virus-Infektion reaktiviert, kann es zu Beschwerden kommen, die auch von Long-COVID-Patienten berichtet werden. Besteht ein Zusammenhang?

Ein relevanter Anteil an Patienten leidet auch lange nach der Infektion mit SARS-CoV-2 an Symptomen wie Fatigue, Benommenheit und Ausschlägen, ohne dass es bislang eine gute Erklärung dafür gibt. Einer aktuellen Studie aus den USA zufolge könnte möglicherweise eine Reaktivierung schlummernder Epstein-Barr-Viren (EBV) dahinterstecken.

An der retrospektiven Untersuchung nahmen insgesamt 185 Personen teil, die eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht haben. 56 davon (30,3 %) gaben an, an Symptomen des Long-COVID-Syndroms zu leiden, darunter vier, deren Infektion asymptomatisch verlaufen war. 30 zufällig ausgewählte Teilnehmer mit und 20 ohne Long-COVID-Symptome wurden auf eine EBV-Reaktivierung hin untersucht. Bei allen diesen Patienten lag der positive Coronatest bereits mehr als 90 Tage zurück.

Neue Behandlungsansätze bei Long-COVID?

Bei 66,7 % der von Long-­COVID Betroffenen ließ sich eine Reaktivierung des Virus nachweisen, aber nur bei 10 % der übrigen Studienteilnehmer. Bei zwei der Patienten mit nachgewiesener EBV-Reaktivierung war die SARS-CoV-2-Infektion zunächst asymptomatisch verlaufen. In einer kleineren Gruppe von insgesamt 18 Personen, deren SARS-CoV-2-Infektion weniger als 90 Tage zurücklag, ergaben sich ähnliche Raten, was nach Ansicht der Autoren darauf schließen lässt, dass die Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus bereits während oder kurz nach der Infektion mit dem Coronavirus stattfindet. 

Die Autoren folgern aus ihren Ergebnissen, das sich Long-­COVID-Symptome bei vielen Patienten durch eine EBV-Reaktivierung erklären lassen könnten, zumal die Symptomatik erhebliche Überlappungen aufweist. Falls sich diese Annahme bewahrheiten sollte, könnte dies neue Ansätze für Forschung und Behandlung eröffnen.

Quelle: Gold JE et al. Pathogens 2021; 10: 763; DOI: 10.3390/pathogens10060763