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Insomnie und Schlafapnoe treten oft gemeinsam auf

Autor: Maria Weiß

Das Duo aus Insomnie und Schlafapnoe beeinträchtigt das Herz-Kreislauf-System und die Psyche besonders. Das Duo aus Insomnie und Schlafapnoe beeinträchtigt das Herz-Kreislauf-System und die Psyche besonders. © iStock/mactrunk
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Obstruktive Schlafapnoe und chronische Insomnie haben vieles gemeinsam und paaren sich gern. Dem Arzt bereiten die beiden Krankheiten im Duett besondere Probleme.

Insomnie und schlafbezogene Atemstörungen sind die häufigsten Schlafstörungen. Dies macht es sehr wahrscheinlich, dass viele an beiden leiden. Auch wenn unterschiedliche Pathomechanismen zugrunde liegen, haben sie Gemeinsamkeiten. Diese Überlappungen erschweren eine klare Abgrenzung, schreiben Dr. Hennie C. J. P. Janssen vom Sleep Medicine Center Kempenhaeghe im niederländischen Heeze und Kollegen.

Patienten mit Insomnie klagen vor allem über unzureichende Schlafdauer und -qualität in Kombination mit müdigkeitsbedingten Einschränkungen am Tag. Von chronischer Insomnie spricht man, wenn diese Störungen mindestens dreimal pro Woche und mindestens über drei Monate auftreten – trotz ausreichender Gelegenheit zur Nachtruhe. Andere Schlafstörungen sollten ausgeschlossen sein. Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist charakterisiert durch Phasen von Apnoe/Hypopnoe, wobei Insomnie und Tagesmüdigkeit ebenfalls zu den Symptomen zählen.

Therapie der Apnoe kann die Insomnie deutlich bessern

Eine aktuelle Metaanalyse ergab, dass 38 % der OSA-Kranken auch über Insomnie klagen und bei etwa einem Drittel der Patienten mit chronischer Insomnie gleichzeitig schlafbezogene Atemstörungen vorliegen. Hinzu kommt, dass man viele Symptome wie häufiges Aufwachen, Einschlafstörungen, mangelnde Schlafqualität, Tagesmüdigkeit, Aufmerksamkeits-/Konzentrationsstörungen, fehlende Energie und eingeschränkte Lebensqualität bei beiden Erkrankungen gleichermaßen beobachtet.

OSA + Insomnie = COMISA

Wenn OSA und Insomnie unabhängig voneinander vorliegen, spricht man von „COMISA“. Bei diesem Krankheitsbild findet man häufig ausgeprägtere Symptome am Tag und eine höhere psychiatrische und kardiovaskuläre Komorbidität. Die Therapie gestaltet sich schwierig. Betroffene sprechen deutlich schlechter auf eine PAP an, da sie das Gefühl haben, dass ihre Ein- und Durchschlafschwierigkeiten dadurch noch verstärkt werden. Andersherum können die gegen Insomnie verschriebenen Sedativa die schlafbezogenen Atemstörungen verstärken.

Die zwei Konditionen können sich gegenseitig bedingen. So führen Apnoephasen nicht selten zu Schlaf­unterbrechungen, insbesondere wenn noch eine Nykturie als häufiges Begleitphänomen einer OSA hinzukommt. Um die mangelnde Nachtruhe auszugleichen, werden die Bettphasen ausgedehnt, am Tag Ruhepausen eingelegt und der Koffeinkonsum erhöht – alles auch typische psychologische Muster bei Insomnie. Hinzu kommen durch das Gefühl der Luftnot bedingte Ängs­te, die in erhöhten Alarmzustand versetzen und das Ein- und Durchschlafen behindern können. In diesen Fällen kann die Behandlung der OSA die Insomnie deutlich bessern, wie mehrere Studien gezeigt haben. Umgekehrt beeinträchtigen schlaflose Nächte u.a. den Aufwachstimulus, was die Atmung instabiler macht und eine Obstruktion begünstigt. Diagnostisch ist die Polysomnographie zu empfehlen, da hiermit nicht nur der Apnoe-/Hypopnoe-Index (AHI), sondern auch Ein- und Durchschlafstörungen erfasst werden. Die Polygraphie unterschätzt aber womöglich bei Insomnie den AHI, da Wachphasen ohne Atemstörungen nicht als solche erfasst werden. Im Einzelfall kann es schwer sein zu unterscheiden, ob Insomnie und OSA unabhängig voneinander vorliegen, sich gegenseitig bedingen oder die Symptomatik verstärken. Hier hilft oft nur eine empirische Therapie, schreiben die Autoren. Es ist dem klinischen Urteil des Arztes überlassen, ob man mit einer Überdrucktherapie (PAP) gegen OSA oder einer kognitiven Verhaltenstherapie (CBT) gegen die Insomnie beginnt oder beides gleichzeitig durchführt. Eine vorgeschaltete CBT wirkt sich wahrscheinlich positiv auf die Adhärenz mit der PAP aus.

Quelle: Janssen HCJP et al. Eur Respir Rev 2019; 28: pii: 190080; DOI: 10.1183/16000617.0080-2019